Eigentlich waren die Menschen im Extertal ihrer Zeit weit voraus! Und das, gerade weil die Region im lippischen Nordosten vor dem Ersten Weltkrieg zunächst als „wirtschaftlich unterentwickelt“ galt. Deswegen plante man die Anbindung an die Eisenbahnlinie Lage-Lemgo-Hameln, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die vielen Steigungen auf der 28 Kilometer langen Strecke wären allerdings für eine Dampflok kaum machbar gewesen. Man hätte viel Erde bewegen müssen, um sie flacher und befahrbar zu machen. Die Lösung war eine mit 1500 Volt Gleichstrom betriebene E-Lok, die elektrische Oberleitung war damals eine „revolutionäre Ausstattung“. Doch mittlerweile hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, besonders der Oberbau und die Holzschwellen litten stark.
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Endlich Teil des Eisenbahnnetzes!
„Heute Nachmittag fand unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung in Vertretung der lippischen und der preußischen Staatsbehörden, der Deutschen Reichsbahngesellschaft, der Reichspost, der Kommunalverwaltungen usw. die Einweihung der ersten Teilstrecke der Extertalbahn von Barntrup nach Bösingfeld statt. Nach einer kurzen Begrüßung der Ehrengäste auf dem Bahnhof Bösingfeld setzte sich der festlich geschmückte Zug unter dem Jubel der Einwohner zur ersten Fahrt in Bewegung. Auch unterwegs wurde der Zug überall herzlich begrüßt. […] In mehreren Ansprachen wurde die Bedeutung der neuen Bahn für die Verkehrsaufschließung des lippischen Nordens […] hervorgehoben.“
So hieß es in der Morgenausgabe der Berliner Börsenzeitung vom 10.7.1927.
Was in Berlin nur eine Randnotiz war, war für den lippischen Nordosten wahrscheinlich weltbewegend, im wahrsten Wortsinn. Das Fürstentum Lippe erhielt ziemlich spät den Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz: Der erste Bahnhof auf lippischem Boden wurde 1872 eröffnet, der lippische Nordosten wurde beim weiteren Ausbau umgangen. Die damals schon zwei Jahrzehnte alten Pläne zur Anbindung an die Eisenbahnlinie Lage-Lemgo-Hameln konnten erst ab 1923 konkretisiert werden. Dann engagierte sich das Hamelner Elektrizitätswerk für den Bau der elektrisch angetriebenen Kleinbahn. Die 1929 fertiggestellte Strecke war 28 Kilometer lang und führte von der Landesgrenze bei Bögerhof durch das Extertal nach Barntrup. Der erhoffte Wirtschaftsaufschwung durch die Bahn kam allerdings erst Ende der 1950er Jahre.
Die Alte E-Lok fährt immer noch
Die beiden 1927 gebauten Gütertriebwagen sind immer noch erhalten, die E-Lok 22 zählt zu den ältesten Elektrolokomotiven Deutschlands. Und auch die Gleisanlage mit Holzschwellen, Brückenbauwerken und Kettenoberleitungen ist weitgehend bauzeitlich erhalten. Die Stromversorgung erfolgt noch immer in der Schaltzentrale mit originalen Quecksilberdampfgleichrichtern. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte bei der Sanierung der Bahnstrecke unterstützen.
Foto: Grugerio / WikimediaCommons / CC BY-SA 3.0
Foto: Vogelsteller / WikimediaCommons / CC BY-SA 3.0
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Eisenbahnstrecke mit elektrischen Oberleitungen, 1929 fertiggestellt, 28 Kilometer lang, Förderung 2023.
Adresse:
Am Bahnhof
32699 Extertal
Nordrhein-Westfalen
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