Die im Wesentlichen zwischen 1911 und 1914 entstandene Schuhleistenfabrik, die von Walter Gropius und Adolf Meyer gestaltet wurde, gilt als Inkunabel des "Neuen Bauens". Pate stand die seinerzeit revolutionäre Idee der "Corporate Identity", in diesem Falle die Darstellung und Charakterisierung eines Unternehmens durch die Ausgestaltung der Werksarchitektur. Noch heute ist das Fagus-Werk in Alfeld als eines der ersten Beispiele der architektonischen Moderne ein wichtiger Marker der Bauhaus-Ära.
Das Lagerhaus des Fagus-Werks bestimmt wesentlich das heutige
Denkmalensemble. Es diente zum Trocknen des auf Grobleistenlänge
geschnittenen und mit Sägeschnitt vorgeformten Holzes. Spaltböden
und Lüftungsluken sorgten für eine starke Luftzirkulation und damit
für die Trocknung des Buchenholzes.
Auf dem massiven Kellergeschoss erhebt sich das mit gelben Klinkern
versehene Erdgeschoss, dessen Innenwände nur in einer
Holz-Stützen-Konstruktion ausgeführt wurden. Die Außenwände der
drei folgenden Obergeschosse bestehen aus Holzfachwerk, das
ausgemauert wurde. Die von außen vorgemauerten Langlochziegel
wurden mit grobkörnigem Außenputz versehen. Das vierte Obergeschoss
trägt eine mittig aufgesetzte Laterne und war ehemals mit Schiefer
abgedeckt. Die Flachdächer wurden mit Dichtungsbahnen auf Schalung
ausgeführt, alle Außenwandöffnungen sind mit Holzlamellen
verschlossen.
Neben der konstruktiven und ästhetischen Gestaltung haben die
Faguswerke in ihrem sozialgeschichtlichen Zusammenhang eine große
Bedeutung und stehen daher als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.
Der soziale Anspruch von Gropius und dem Bauherrn Benscheidt bei
der Fabrikeinrichtung und der Gestaltung der Arbeitsplätze wirkt
bis heute nach. 2011 wird die Fabrik zum UNESCO-Weltkulturerbe
erklärt – bis heute die weltweit einzige Welterbestätte, die noch
in vollem Betrieb ist.
Das Lagerhaus wurde bereits im Rahmen der EXPO als
Ausstellungsgebäude einbezogen, seither nutzt es die Firma
Fagus-Grecon ebenfalls für museale Zwecke wie zum Beispiel für die
Fagus-Gropius-Ausstellung, die Einblicke in den Arbeitsalltag der
Fabrik vermittelt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte
sich bei der Sanierung des Dachs und der Fassade und unterstützte
zuletzt die Restaurierung des Aufzugs dieses bedeutenden
Baudenkmals.
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