Gut Gentzrode
Neuruppin, Brandenburg
Von Oberlausitzerin64 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79397581

Gut Gentzrode

Märchenhaftes Anwesen fast verloren

Gut Gentzrode am Stadtrand von Neuruppin in Brandenburg, das für die wohlhabende Familie Gentz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstellt wurde, hat nicht nur den Zauber der Vergänglichkeit, sondern eine besonders hohe baukünstlerische Qualität. Der für seine orientalisierende Architektur bekannte Carl von Diebitsch (1819-1869) errichtete den Kornspeicher, das Herrenhaus aber entstand nach Entwürfen von Martin Gropius (1824-1880) und Heino Schmieden (1835-1913). Nach der politischen Wende 1990 geriet das märchenhafte denkmalgeschützte Anwesen in einen unheilvollen Leerstand. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half dabei, Gut Gentzrode zu retten.

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Orientalisierende Baukunst

Johann Christian Gentz (1794-1867), der Sohn eines Tuchmachers, hatte ein kleines Eisen- und Kurzwarengeschäft so erfolgreich zu einem Bank- und Wechselgeschäft ausgebaut, dass er zu Reichtum gekommen war. Seinem jüngsten Sohn Ludwig Alexander Gentz (1826-1888) übergab er 1856 seine Geschäfte, zu dem auch ein Torfunternehmen gehörte, dass dieser in den Folgejahren in Neuruppin ausbaute. Ein Jahr zuvor hatte Johann Christian das Grundstück auf den „Kahlen Bergen“ gekauft, auf dem die beiden zunächst eine Baumschule anlegten. 1861 und 1862 ließen sie hier nach den Plänen von Carl von Diebitsch, der mit seinen orientalisierenden Bauten bekannt geworden war, den Kornspeicher errichten.

Der rechteckige Ziegelbau mit dem steilen Satteldach ist an beiden Giebelseiten mit Türmen ausgestattet, von denen der Rundturm an der Nordseite der Familie als Sommer- und Gästewohnung mit einem Aussichtspunkt diente. Um seinen Wohnsitz nach Gentzrode zu verlegen, ließ Ludwig Alexander nach den Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden in den Jahren 1875 und 1876 ein Herrenhaus errichten, das ebenso seiner Vorliebe für die orientalische Architektur entsprach. Mit seinen locker gruppierten Baukörpern und den Fassadenschmuck durch verschiedenfarbige Ziegel, Terrakotten, Formsteine und die eingeritzten oder aufgemalten graphischen Muster verfehlen die malerischen Bauten bis heute nicht ihre Wirkung. Von dem ursprünglich reich ausgestatteten Innenraum sind noch ein Kamin, Teile des Bodenbelags und Gewölbe aus der Entstehungszeit erhalten.

In den Mühlen der Geschichte

Gentzrode geriet schon kurz nach seiner Errichtung in die Mühlen der Geschichte. Zunächst konnte Ludwig Alexander Gentz seinen Sitz nicht halten, weil er in der Großen Depression nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und durch den nachlassenden Torfanbau in den Bankrott geriet. In der Folge wechselte das Gut mehrfach den Eigentümer. Von 1945 bis 1991 nutzte die Rote Armee das Anwesen, das nach der politischen Wende an die Bundesrepublik Deutschland fiel. Langer Leerstand und so genannte Investoren, die sich nicht kümmerten, sorgten in der Folge für einen zunehmenden Verfall, über den auch seine Schönheit nicht hinwegtäuschen kann. In den 2020er Jahren wurde mit den dringendsten Maßnahmen begonnen: Fenster und Türen wurden geschlossen, damit niemand mehr in die verlassenen Gebäude gelangen kann. Auch wurde der Kornspeicher mit den Türmen durch Notdächer gesichert, die das weitere Eindringen von Wasser stoppen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte die Sanierung des Kornspeichers und des malerischen Rundturms der Gutsanlage.

Gut Gentzrode am Stadtrand von Neuruppin in Brandenburg wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Carl von Diebitsch errichtete den Kornspeicher, das Herrenhaus im maurischen Stil entstand nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden, Förderung des Kornspeichers 2022.

Adresse:
16816 Neuruppin
Brandenburg