Haus Alst
Horstmar, Nordrhein-Westfalen

Haus Alst

Ein Haus wie Speck

Ein besonders typischer Bau für die Region Westfalen ist das Haus Alst nicht, was jedoch nicht bedeutet, dass das Gebäude minder schön ist. Ganz im Gegenteil: In sogenannter Specklagentechnik errichtet, bei der sich Streifen hellroter Ziegelsteine mit weiß-gelblichem Sandstein abwechseln, ist der Bau ein wahrer Blickfang. Als „Specklage“ bezeichnet man ein solches Mauerwerk, weil es an ein kräftig durchwachsenes Stück Speck erinnert. Solch eine farbenfrohe Gestaltung der Mauern ist in Deutschland eine wahre Rarität, denn die Specklagen kommen eigentlich überwiegend in den Niederlanden und Belgien vor und prägen dort den Baustil der „Niederländischen Renaissance“. Der Begriff grenzt die niederländische bzw. nordische Bauweise von der italienischen Renaissance ab, weil sie eine andere Ausprägung angenommen hat, als im Süden Europas. Vor allem wurde weniger in den Proportionen gebaut, mit denen man sich auf die Antike bezog, z.B. dem Goldenen Schnitt. Man übernahm aber durchaus Gestaltungselemente, die man durch Zeichnungen und Reiseberichten aus dem Süden Europas kannte. Betrachtet man das Haus Alst etwas näher, kann man sogar eine weitere niederländische Eigenart entdecken: Über den Fenstern finden sich flache Bögen aus Ziegelsteinen mit Sandsteinquadern.

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Mittelalterlicher Ursprung

Seine Geschichte reicht weit zurück - erstmals urkundlich erwähnt wurde 1217 an gleicher Stelle eine Burganlage. Haus Alst liegt auf zwei Inseln innerhalb eines Ringwalls mit einem eigenen Außengraben, die auf das 13. Jahrhundert zurück gehen. Teile des Grabens sind heute zugeschüttet, aber noch gut im Gelände erkennbar. Das Haupthaus erhebt sich östlich der sogenannten Vorburg. Am Südwall hat sich ein im 19. Jahrhundert stark verändertes Torhaus erhalten, durch das man die Anlage betritt.

Haus Alst erhielt seinen Namen durch die Freiherren von Münster zu Alst, denen es gehörte, bevor es durch Heirat im Jahr 1569 in den Besitz der Freiherren zu Westerholt kam. Als der junge Offizier Bernhard H. Freiherr zu Hackfort aus dem niederländischen Zweig der Familie nach Horstmar kam, um seine Cousine, die Erbtochter der Freiherren zu Westerholt, zu heiraten, war er es wohl, der die Niederländische Renaissance mitbrachte. Weil die mittelalterliche Wasserburg in einem schlechten Zustand war, ließ er auf ihren Grundmauern in den Jahren 1624/25 Haus Alst neu errichten.

Zurück in Familienbesitz und Wasserschaden

Das zweigeschossige Herrenhaus erhebt sich über einem Rechteckgrundriss auf hohem Sockelgeschoss mit einem Gewölbekeller. Die Bänderung der Specklagentechnik führt fast ganz um das Haupthaus als auch die angrenzenden Türme herum. Sogar die Schornsteine sind in der Technik ausgeführt. Die Stockwerke des Hauses sind über den achteckigen Turm an der Nordseite erreichbar, dessen reich geschmückte Tür typisch für die Renaissance ist. Ursprünglich bestand Haus Alst aus zwei Flügen, doch brach man um 1800 einen der beiden ab. Nach dem Tod des Erbauers wechselte mehrfach der Besitzer, bis es 1935 wieder in den Besitz der Familie Westerholt gelangte. Diese bewohnt es heute in der dritten Generation.

Vor einigen Jahren führte eine undichte Dachdeckung zu Schäden im Inneren des Hauses, Kamine und Gesimse wurden beschädigt. Weil das Gebäude eine besondere architektonische Bedeutung besitzt, beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziell an der Reparatur der Dachkonstruktion.

Renaissancebau, z.T. wasserumwehrt, aus Back- und Sandstein, ab 1624, Förderung 2009, 2016

Adresse:
Alst
48612 Horstmar
Nordrhein-Westfalen