Das Haus am Horn entstand 1923 als revolutionäres Bauprojekt des Bauhauses in Weimar. Diese von Walter Gropius gegründete Schule vereinte Kunst, Handwerk und Architektur und suchte nach neuen Wegen, Wohn- und Lebensräume funktional und zukunftsweisend zu gestalten. Um dies zu demonstrieren, wurde im Rahmen der Internationalen Architekturausstellung ein Wettbewerb ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Maler und Bauhaus-Meister Georg Muche.
Das Haus wurde in nur vier Monaten auf einem quadratischen Grundriss von 12 x 12 Metern errichtet und liegt in der Nähe des Ilmparks, unweit von Goethes Gartenhaus. Die Architektur des eingeschossigen Gebäudes folgte einer klaren Vision: Ein zentraler, lichtdurchfluteter Wohnraum sollte die Hauptachse bilden, während Küche, Bad, Kinderzimmer und weitere Funktionsräume den äußeren Bereich einnahmen. Dieses Konzept stellte die Bedürfnisse des modernen Lebens in den Mittelpunkt und war für die damalige Zeit radikal innovativ.
Das Haus am Horn verkörpert den Grundgedanken des Bauhauses, Kunst und Funktionalität miteinander zu verbinden. Es war ein gemeinschaftliches Projekt, an dem führende Bauhaus-Künstler beteiligt waren. Marcel Breuer entwickelte Möbel aus innovativen Materialien wie Stahlrohr, die nicht nur praktisch, sondern auch ästhetisch waren. László Moholy-Nagy und andere Künstler gestalteten die Innenräume, einschließlich der Teppiche, Keramik und Wandmalereien.
Die Raumaufteilung und Ausstattung des Hauses spiegelten die Überzeugung wider, dass Design eine soziale Aufgabe ist. Ziel war es, ein praktisches, industriell reproduzierbares Wohnkonzept zu schaffen, das auch von Menschen mit mittleren Einkommen genutzt werden konnte. Das Experiment war zwar einzigartig, beeinflusste aber zahlreiche weitere Bauhaus-Projekte und prägte die moderne Architektur nachhaltig.
Seit 1996 ist das Haus am Horn zusammen mit weiteren Bauhaus-Stätten in Weimar und Dessau Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Es steht als Symbol für die bahnbrechende Ästhetik und Funktionalität des Bauhauses. Besonders die innovative Raumaufteilung und die Nutzung moderner Materialien machen das Haus zu einem Meilenstein der Architekturgeschichte.
1998 wurde das Gebäude mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz umfassend restauriert, um die Originalsubstanz zu bewahren. Heute dient das Haus als Museum, das jährlich zahlreiche Besucher anzieht. Es ermöglicht einen Einblick in die visionären Ideen, die am Bauhaus entwickelt wurden, und verdeutlicht, wie dieses Experiment bis heute die Architektur und Wohnkultur prägt.
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