Im Haus Auerbach hat sich die erste Realisierung des Baukastensystems von Walter Gropius und Adolf Meyer in einem Privathaus erhalten. Es entstand von April bis Oktober 1924 und wurde für den Jenaer Professor Felix Auerbach und dessen Frau Anna entworfen. Das Prinzip des Baukastensystems war zunächst 1923 auf der „Internationalen Bauausstellung“ in Weimar gezeigt worden, diese fand im Rahmen der Bauhaus-Ausstellung statt. Zentral für das Baukastensystem ist der Gedanke, die gegensätzlichen Aspekte von Typisierung und Variabilität gleichermaßen auszuschöpfen. Das Gebäude besteht aus zwei sich gegenseitig durchdringende Kuben. Klar getrennt sind die funktionalen Bereiche von den Wohnräumen des Hauses. Es handelt sich um einen flachen Bau, teils zwei- teils dreigeschossig, mit einem Wintergarten. Neben dem baulichen Konzept besteht auch ein durchgehendes Farbkonzept für die meisten Räume, welches von dem Bauhäusler Alfred Arndt stammt. Lange Zeit galt dieses Konzept als nicht ausgeführt und nur auf Plänen existent. Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren wurden an den Wänden jedoch Farbreste entdeckt, die das Gegenteil bewiesen. Auf Basis dieser Reste konnte die ursprüngliche Farbgebung wiederhergestellt werden. Die Farbgebung besteht aus Pastellfarben sowie kräftigen Tönen, wie Blau und Orange. Sie orientiert sich an Größe, Lichtverhältnissen und Funktion der einzelnen Räume. Neben der wiederhergestellten Farbgebung befinden sich noch originale Ausstattungselemente im Haus Auerbach, zum Beispiel Fenstergriffe, Türen und Einbauschränke. Baugeschichtlich steht das Gebäude als Beispiel für den Beginn des Neuen Bauens. Es ist eines der wenigen erhaltenen Privathäuser nach Entwürfen von Walter Gropius in Deutschland. Die einstigen Bewohner - Felix und Anna Auerbach - gehörten zur Schicht der jüdischen Intellektuellen in Jena. Im Februar 1933 beging das Ehepaar gemeinsam Selbstmord. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich an der Förderung von Maßnahmen zur Restaurierung des Gebäudes. Diese betrafen vor allem die Außenfassaden des Gebäudes sowie das Gartengrundstück.
Adresse:
Schaefferstraße
07743 Jena
Thüringen