Haus Auerbach
Jena, Thüringen

Haus Auerbach

Ikone des Bauhaus

Das Haus Auerbach in Jena ist ein besonderes Zeugnis des Weimarer Bauhauses, weil Walter Gropius (1883-1969) und Adolf Meyer (1881-1929) hier die von ihnen entwickelten Grundsätze vom „Baukasten im Großen“ erstmals in einem Privathaus umsetzten. Es entstand 1924 im Auftrag des Jenaer Physikprofessors Felix Auerbach und seiner Frau Anna innerhalb weniger Monate. An Haus Auerbach lassen sich die Ideen des Bauhaus besonders gut nachvollziehen. Auch ist es das Gropius-Haus mit dem größten Originalbestand in Deutschland. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich bereits seit langem für den Erhalt des historischen Gebäudes ein. Nun möchte sie bei der Instandsetzung von Eingangsterrasse, Fenstern und Dachhaut unterstützen. Helfen Sie mit Ihrer Spende!

Bitte spenden Sie für Haus Auerbach in Jena!


Baulich durchdacht

Die Auerbachs waren ihrer Zeit weit voraus. Felix (1856-1933) ließ sich schon 1906 durch Edvard Munch (1863-1944) porträtieren, Anna (1860-1933) setzte sich für das Frauenwahlrecht ein und war eine der ersten, die einen Heißluftballon und ein Flugzeug bestiegen. So war auch ihr Wohnhaus in Jena inmitten der gründerzeitlichen Häuser mit Erkern und Türmen ein echtes Novum – ihr Haus im Baukastensystem markierte den Beginn des Neuen Bauen.

Gropius und Meyer stellten dieses Konzept erstmals 1923 auf der „Internationale Bauausstellung“ in Jena vor. Das Baukastensystem beruht darauf, in der Architektur die gegensätzlich erscheinenden Aspekte der Typisierung und der Variabilität miteinander zu vereinen. Standardisierte Einzelteile können nach Bedarf frei kombiniert werden – Kosteneffizienz und Ästhetik sollten sich nicht ausschließen.

Bei Haus Auerbach, das mit weiß verputzten Jurko-Steinen aus Leichtbeton und einem Gebäudekern aus Eisenbeton errichtet wurde, handelt es sich um einen flachen Bau, teils zwei-, teils dreigeschossig, mit einem Wintergarten. Es besteht aus zwei Kuben, die sich gegenseitig durchdringen. Im Inneren hat sich die originale Raumstruktur erhalten, die eine klare Trennung von funktionalen Bereichen und die Wohnräume vorsieht: In dem dreistöckigen Quader zur Straße hin, der mit kleinen Fenstern ausgestattet ist, sind die Wirtschaftsräume und das Treppenhaus untergebracht. Der zweistöckige Kubus mit den Wohnräumen ist nach Süden ausgerichtet und hat große Fenster, die in den Garten führen. Die hochrechteckigen Holz- und Stahlfenster sind in Zweier- und Dreiergruppen angeordnet, um im Tagesverlauf mehrere Lichtstimmungen zu erzeugen. Keines von ihnen hat die Form eines klassischen Drehflügelfensters, stattdessen findet man Schwingflügelfenster, Wendeflügelfenster oder Fenster mit einer Drittelteilung.

Das jüdische Ehepaar Auerbach lebte neun Jahre in dem Haus in Jena. Nach zwei Schlaganfällen Felix' und des Antisemitismus nach Hitlers Machtübertragung wählten sie 1933 den Freitod.

Für bunte Fenster im Bauhaus

Lange Zeit dachte man, dass das Farbkonzept, das von dem Bauhäusler Alfred Arndt auf Plänen existierte, nicht ausgeführt worden sei. Doch Haus Auerbach beweist das Gegenteil: Bei Restaurierungsarbeiten entdeckte man die originalen Farben, die daraufhin freigelegt wurden. Insgesamt fand man 37 Pastelltöne im Haus, kräftige Farben wie Blau und Orange korrespondieren mit der Größe, den Lichtverhältnissen und der Funktion der erhaltenen Raumstruktur. Es ist das erste farbige Bauhaus überhaupt.

Auch sind in dem Bau originale Ausstattungselemente wie Einbauschränke, Lichtschalter, Deckenleuchter, Türen oder Fenstergriffe noch erhalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte bereits 1995 erstmals Instandsetzungsmaßnahmen an Haus Auerbach. Nun sollen die Eingangsterrasse instandgesetzt werden, die Fenster in der originalen Farbfassung im Erdgeschoss auf der Südseite aufgearbeitet und die Dachhaut saniert werden. Ihre Spende hilft, das einzigartige Zeugnis des Bauhaus zu bewahren!

Putzbau in kubischen Formen, 1924 von Walter Gropius mit Adolf Meyer, Förderung 1995, 1999, 2003, 2010 und 2024.

Adresse:
Schaefferstr.
07743 Jena
Thüringen