Haus Sonnenblick
Simbach am Inn, Bayern
Bundespreis Handwerk in der Denkmalpflege 2007 in Bayern, Juryfahrt

Haus Sonnenblick

Die Geschichte von Haus Sonnenblick beginnt 1922 in München. Dort besucht der deutsche Konsul in Kolumbien, Dr. Fritz Behr-Heyder, eine Gewerbeschau. Am Stand der Deutschen Werkstätten entdeckt er das Modell eines geräumigen Holzhauses, das unter der Bezeichnung "Typ 36a" in Serie gehen soll. Der Entwurf stammt von Richard Riemerschmid (1868-1957), der sich zuvor als Mitbegründer des Deutschen Werkbunds und als Architekt der Deutschen Werkstätten in Hellerau einen Namen gemacht hat. Haus Sonnenblick geht aus dem von Riemerschmid entwickelten "Maschinenmöbel-Programm" hervor, in dem er 1906 künstlerisch hervorragende Entwürfe mit weitgehend maschineller Herstellung zu verbinden suchte. Die Idee der Zerlegung des einzelnen Möbels in Grundelemente entwickelte er weiter zu den Bausätzen der Holzhäuser, die zum Bauplatz geschickt und dort aufgestellt wurden. Nachdem das in Köln-Rodenkirchen errichtete Haus Sonnenblick über fünfzig Jahre bewohnt worden war, wurde es im Jahre 1978 in seine Einzelteile zerlegt und in Leverkusen eingelagert. Es handelt sich um das einzige bekannte Fertighaus der Deutschen Werkstätten, das mit dem Ziel eines späteren Wiederaufbaus demontiert wurde und nun als komplexer Bausatz vorliegt, der seit 1984 als Baudenkmal in die Denkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen eingetragen ist. 2001 wurde er von Architekturstudentinnen der Uni Dortmund erfasst und aufgenommen. Sie stellten fest, dass 90 Prozent der rund 4.000 Einzelstücke, darunter auch originale Bodenfliesen, Öfen, Kacheln und Gardinenstangen, die lange Lagerung ohne große Schäden überstanden haben. Und sie machten bei ihren Recherchen eine sensationelle Entdeckung: "Typ 36a" ist nie in Serie gegangen: Haus Sonnenblick also ein Unikat geblieben! Als der Lagerplatz des Bausatzes gebraucht wurde, entschloss sich die Enkelin des Erbauers, Maria Brunnhuber mit ihrer Familie, das Haus in ihrem Wohnort Simbach wieder zu errichten, weil es sonst verloren gewesen wäre. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte die Restaurierung mit finanziellen Mitteln unterstützen.

Spenden Sie jetzt für Wohnbauten & Siedlungen

Fachwerkbau/Fertighaus, 1922/23 von Richard Riemerschmid in Köln-Rodenkirchen, 2004/05 in Simbach wieder aufgebaut, Förderung 2007

Adresse:
Kreuzberger Weg
84359 Simbach am Inn
Bayern