Quickborn, Schleswig-Holstein

Henri-Goldstein-Haus

Kein Raum zum Leben

„Jede dieser Fallen [gemeint sind die Betten] hatte drei Etagen, und der Raum zwischen ihnen kann nicht mehr als vierzig Zentimeter betragen haben. Zwei Menschen konnten sich da kaum bewegen. An einer Wand waren kleine Schränke aufgehängt. In der Mitte des Zimmers stand der Torfofen und im restlichen Raum waren, mehr schlecht als recht, noch drei Tische, umgeben von Bänken und Hockern, aufgestellt. Mit anderen Worten, wenn sich dreiundfünfzig Gefangene da bewegen wollten, musste jemand den Verkehr regeln. Hier gab es nicht den kleinsten Lebensraum.“

So beschrieb der Belgier Henri Goldstein (1920-2014) das Strafgefangenengebäude am Rande des Himmelmoors. Im Mai 1940 kam der Jude in Kriegsgefangenschaft, das „Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 1416“ bei Quickborn in Schleswig-Holstein, nordwestlich von Hamburg, war seine letzte Station vor Kriegsende. Das kleine Backsteinhaus, in dem die Gefangenen unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht waren und Grausames erlebten, soll nun zu einer Gedenkstätte werden. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, das geschichtsträchtige Gebäude als Lern- und Erinnerungsort zu bewahren!

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Alltag im Arbeitslager – bis heute sichtbar

Bereits 1914/15 entstand im Moor ein Arbeitslager, erst für Strafgefangene aus dem knapp 100 Kilometer entfernten Zentralgefängnis Rendsburg, später auch für die Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges. Die Gefängnisbauten wurden durch den jüdischen Industriellen Arthur Müller (1871-1935) im sogenannten Heimatschutzstil errichtet. Durch historische Fotos sind Holzbaracken, Wachtürme und Stacheldrahtzäune dokumentiert, drei Gebäude sind in verschiedenen Erhaltungs- und Überformungszuständen überliefert.

Eines davon ist das Henri-Goldstein-Haus ist ein auf 1936 datiertes Strafgefangenengebäude. Erst mussten hier Strafgefangene aus Gefängnissen und zwischen 1942 bis Mai 1945 über 50 jüdische Kriegsgefangene unter unvorstellbaren Bedingungen Torf stechen – jeden Tag. Wie es sich damals angefühlt haben musste, an diesem Ort zu leben, lässt sich an noch heute erschreckend gut nachempfinden. Denn der Zustand des kleinen flachgedeckten Backsteinbaus mit seinen vergitterten Fenstern hat sich kaum verändert. Nur die Stockbetten, die Henri Goldstein in seinen Erinnerungen beschreibt, sind nicht mehr vorhanden. Dafür andere bauliche Details wie die hölzernen Toilettenanlagen der Häftlinge. Im rechteckigen Hauptraum für die zirka 50 jüdischen Kriegsgefangenen ist die damalige Enge immer noch spürbar. Um den Hauptraum herum sind kleine Nebenräume für Wachen und Sanitäreinrichtungen angeordnet. Erhalten sind das ehemalige Krankenzimmer, die Sanitärräume sowie Unterkünfte für die Wachmannschaft und den Lagerkommandanten.

Vom Strafgefangenenlager zum Erinnerungsort

Mit Anfragen an die Stadt Quickborn, das Haus zum Erinnerungsort zu machen, rückte Henri Goldstein das historische Gesehen wieder ins Bewusstsein der Menschen, auch wenn er das Entstehen der Gedenkstätte mit seinem Namen nicht mehr erleben kann.

Auch mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte das Gebäude 2023 äußerlich gesichert werden. Nun steht die Sicherung der Innenräume an. Ziel ist es, das Henri-Goldstein-Haus als Gedenkstätte und außerschulischen Lernort begehbar zu machen. Dazu muss der Putz überarbeitet und die Türen müssen instandgesetzt sowie neu lackiert werden. Die originale Farbigkeit in den Innenräumen soll wieder hergestellt werden. Zudem ist geplant, den Boden im Hauptraum so aufzuarbeiten, dass man die Laufspuren der Gefangenen wahrnehmen kann. Helfen Sie mit Ihrer Spende, um das wichtige Zeitzeugnis zu bewahren!