Es ist still geworden im Hotel Bellevue in Rolandseck, das heute zu Remagen gehört. Gäste kommen schon lange nicht mehr, die Küche ist kalt und die hauseigene Kapelle weitergezogen. Seit der Hotelbetrieb in den 1950er Jahren eingestellt und auch die dauerhafte Vermietung in den 1980er Jahren aufgegeben wurde, stand das Hotel, das aus einem 1856 errichteten Gasthof entstanden ist, fast vollständig leer. Dabei war es zur Blütezeit des Rheintourismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine der ersten Adressen am Mittelrhein.
Um dieses bedeutende Denkmal für die Zukunft zu sichern, übernahm es die Deutsche Stiftung Denkmalschutz im Jahr 2024 in ihr Eigentum und trägt so dauerhaft Verantwortung für seinen Erhalt. Denn das Hotel Bellevue war trotz seiner kulturellen und kunsthistorischen Bedeutung akut vom Verfall bedroht. Nach umfangreichen Arbeiten durch die private Stiftung soll das Hotel Bellevue in Zukunft wieder ein lebendiger Ort mit Geschichte werden. Helfen Sie dabei mit Ihrer Spende!
Die kulturelle Strömung der Rheinromantik lockte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Begeisterte aus aller Welt in die Region zwischen Köln und Mainz. Carl Billau, Hotelier aus Köln, eröffnete das Hotel als funktional gebauten Gasthof im Jahr 1856. Gelegen zwischen Anlegestelle der Dampfschiffe und dem 1856 eröffneten prachtvollen Bahnhof – das heutige Arp-Museum – wurde es schnell zu einer zentralen Anlaufstelle. Reisende kamen mit der Bahn an, aßen zu Mittag im Hotel mit Blick auf den Rhein und setzten ihre Reise mit dem Dampfschiff fort. Aber auch Gesellschaften aus dem Umland trafen sich gerne hier. Denn vom Hotel genießt man einen malerischen Blick auf die Insel Nonnenwerth, den Drachenfels und das gesamte Siebengebirge – was für ein Panorama! Im Erdgeschoss auf der Rheinseite liegt die große überdachte Panoramaterrasse. Von dieser geht die Prunktreppe mit ihren leicht geschwungenen Balustraden ab, die in den Garten führt.
Mit wachsender Beliebtheit wuchs auch das Gebäude und glich sich dem benachbarten repräsentativen Bahnhofsgebäude an. Acht Fensterachsen und drei Etagen gliedern den dreigeschossigen hell verputzen Bau mit quaderförmigem Baukörper. Rechts und links sind die äußeren zwei Achsen als Risalite betont. So wirkt er beinahe wie eine kleinere Version des Bahnhofes.
Um die Jahrhundertwende übernahm die Hoteliersfamilie Decker den Betrieb, die ihn im frühen 20. Jahrhundert erfolgreich führte. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-45) war die Idylle am Rhein verloren. Zu groß war der Lärm der vorbeiführenden Bahnstrecke und Bundesstraße. Die Touristen blieben aus und 1956 übernachteten das letzte Mal Gäste im Hotel Bellevue.
Der lange Leerstand hat viel originale Ausstattung bewahrt, aber auch deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Der Putz an der Fassade bröckelt, das Holz an den Fensterläden und -rahmen ist morsch, im Innern ist der Bau vor allem durch Feuchtigkeit geschädigt. Bereits mehrfach war der Keller dem Hochwasser ausgesetzt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat Sofortmaßnahmen ergriffen, um den weiteren Verfall des Gebäudes zu stoppen.
Derzeit beginnen umfassende Voruntersuchungen und Befundungen der Bausubstanz. Dies ist die Grundlage für eine zukünftige Nutzung, denn in das Schmuckstück mit der schönen Aussicht soll wieder Leben einkehren. Doch nur gemeinsam wird es gelingen, das Hotel Bellevue wieder zu erwecken. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende dabei!
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