„Seit Du entschwunden wühlt der Kummer mir seine Furchen ins Gesicht. Ich lebe Nächte ohne Schlummer. Ich lebe Tage ohne Licht. […] Und meine Sehnsucht zählt die Stunden, bis ich an Deiner Seite bin“. Diese Inschrift ließ Oscar Blumenthal (1852-1917) auf den Grabstein seiner Frau Marie Blumenthal (gest. 1917) setzen. Der Schriftsteller, der unter anderem für die literarische Vorlage des Singspiels „Im weißen Rössl“ bekannt wurde, folgte seiner Frau nur wenige Wochen später. Ihre Grabstätte mit den unübersehbaren roten Grabsteinen befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
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Beeindruckend vielfältig
Die jüdische Gemeinde in Berlin nutzte ab 1827 zunächst einen Friedhof im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. Aber die Gemeinde wuchs immer mehr und deshalb wurde bald ein zweiter Friedhof (1879-80) im damaligen Berliner Vorort Weißensee errichtet. Der Architekt Hugo Licht erhielt dafür den Zuschlag und bereits am 9. September 1880 wurde Europas flächenmäßig größter jüdischer Friedhof eingeweiht. Auf rund 42 Hektar nehmen etwa 116.000 Grabstellen den meisten Platz davon ein, aber auch zahlreiche Mausoleen und Grüfte. Die Zahl der wertvollen Grabdenkmäler ist schier atemberaubend. Zeichneten sich frühere jüdische Friedhöfe durch relativ einheitliche einfache Gräber aus, entstanden in Weißensee bald nach der Einweihung auch Prachtgrabmale von wohlhabenden Juden der Stadt, die sich der bürgerlichen Gesellschaft im Kaiserreich angepasst hatten. Unter den Grabmalen befinden sich viele Monumente, die renommierte Architekten wie Walter Gropius (Grab Albert Mendel, 1922/23), Ludwig Mies van der Rohe (Grab Perls, 1919) oder Ludwig Hoffmann (Grab Eugen Panowsky) gestalteten.
Dass der Friedhof vor Schändungen durch den Nationalsozialismus im Gegensatz zu den meisten anderen in Deutschland bewahrt werden konnte, dafür gibt es keine abschließende Erklärung. Aber nach Aussage von Hermann Simon vom Berliner Centrum Judaicum lag dies womöglich an der Größe des Friedhofs. Allerdings hat die Judenverfolgung zu Zeiten des Nationalsozialismus trotzdem ihre Spuren auf dem Friedhof hinterlassen, denn viele jüdische Bewohner Berlins nahmen sich aus Verzweiflung das Leben und die Zahl der Bestattungen erreichte im Jahr 1942 einen Höhepunkt. Außerdem existiert ein Grabfeld, auf dem die Asche von Juden begraben ist, die in Konzentrationslagern den Tod fanden.
Marmor, Stein und Eisen bricht
Die Worte auf Oscar Blumenthals Grabplatte hat er selbst gewählt: „Doch eine ferne Stimme rief. Das Ziel so nah! Die Rast so tief!“ Das aufwendige Grabmal von ihm und seiner Frau Marie besteht aus rotem Granit und ist ein nicht freistehendes Wandgrab mit Einfassung in klassizistischer Anmutung, mit vorspringenden Pilastern, zwei Namenstafeln und ohne Überdachung. 60 Prozent der metallischen Zierelemente auf dem roten Stein sind mittlerweile verschwunden.
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1880 angelegter Begräbnisplatz der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Förderung 2021
Adresse:
Herbert-Baum-Str.
13088 Bezirk-Pankow,
Berlin
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