Kath. Kapelle St. Joseph
Mettlach, Saarland
Villeroy Boch

Kath. Kapelle St. Joseph

Hauskapelle einer reichen Familie

Der Ursprung der Kapelle St. Joseph in Mettlach geht zurück auf die Familie Lasalle, die es unter dem französischen König Ludwig XV. als Steuerpächter zu einem nicht unerheblichen Wohlstand gebracht hatte. Auf den Ruinen eines ehemaligen Klosters ließ man sich ab 1753 einen Familiensitz errichten. Barbe Céphalie de Lasalle de Louisenthal, eine der Nachkommen der Familie, beauftragte den Neubau einer Kapelle, die nach dem Tod ihres Gatten an diesen erinnern sollte. Beauftragt wurde der Architekt Franz Georg Himpler, der an der königlichen Bauakademie zu Berlin ausgebildet wurde. Der neugotische Bau entstand ab 1864, ist eine Nachbildung der von Ludwig IX. erbauten Sainte Chapelle in Paris aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und zählt zu den wenigen Sakralbauten des frühen Historismus im Saarland. Im Gegenteil zu ihrem französischen Vorbild fällt die Kapelle jedoch weitaus bescheidener aus. Der Bau ist nur knapp fünf Meter breit und fasst rund 70 Gläubige. Das vierachsige, kreuzrippengewölbte Bauwerk wird von einem relativ hohen steilen Satteldach abgeschlossen. Die Wände sind fast vollständig durch Maßwerkfenster geöffnet. Besonders die Eingangsfassade wurde aufwändig mit Skulpturen, Inschriften und Stilelementen verziert

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Umzug per Schiff nach Mettlach

St. Joseph diente den Borromäerinnen eines nahegelegenen Krankenhauses als Ort für Gottesdienste. Nachdem 1885 ein neues Krankenhaus in Wallerfangen in Betrieb genommen wurde, bleibt die Kapelle ungenutzt. 1879 ließen der Unternehmer Eugen von Boch und seine Frau Octavie geb. Villeroy die Kapelle abtragen und nach Mettlach transportieren. Die Bochs hatten bereits 1857 ein Krankenhaus in der weiter nördlich gelegenen Stadt gestiftet, welches ebenfalls von Schwestern des Borromäerinnen-Ordens betreut wurde. Da dort eine Kapelle fehlte, lag es nahe, das Bauwerk hier Stein für Stein wieder aufzubauen. Eine neu unterhalb des Sakralbaus angelegte Krypta sollte als Familiengruft der Dynastie Villeroy-Boch dienen.

Fliesen aus eigener Produktion

Wände und Decken wurden nach der Translozierung in strahlender Farbigkeit gestaltet, besonders das in starkem blau ausgemalte Deckengewölbe mit Sternen verströmen einen ganz besondere Atmosphäre. Malereien im spätnazarenischen Stil stellen im Chor die vier Evangelisten und das Lamm Gottes dar. An den beiden Längsseiten finden sich Darstellungen der acht "Seligpreisungen" der Bergpredigt. Dabei halten Engel und Putten Schriftbänder mit den Seligpreisungen. Die bildlichen Darstellungen konkurrieren in ihrer Farbigkeit mit den ebenso farbenprächtigen Fliesen des Chorfußbodens und der etwa zwei Meter hohen Wandzone, die Kirchenschiff und Chor verbinden. Mit Rosetten und floralen Motiven, bestimmt durch Blau- und Gold-Töne wirken die Wände unter den Fensterbahnen wie mit Teppichen behangen. Selbstverständlich wurde zur Ausgestaltung Material aus eigener Produktion, sogenannte „Mettlacher Platten“ von Villeroy & Boch, verwendet.

In den 1950er Jahren wurde das Innere der Kapelle mit weißem Putz versehen, der die originale Raumfassung stark beeinträchtigte. Durch darüber hinaus gehende jahrzehntelange Vernachlässigung der Bauunterhaltung war die Kapelle in einem beklagenswerten Zustand. Einige Fialspitzen mussten abgebaut werden, da hier bereits Absturzgefahr bestand.

Eine umfassende Sanierung der Fassaden und des Innenraums wurde durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2007 sowie 2009-12 unterstützt, sodass St. Joseph heute wieder wie im 19. Jahrhundert glänzen kann.

Neugotischer Bau, 1868 in Wallerfangen, 1879 neu aufgebaut, Förderung 2007, 2009-12

Adresse:
Bahnhofstr.
66693 Mettlach
Saarland