Kaufmannshaus (Mengstraße 44)

Nicht nur das äußere Stadtbild Lübecks mit seinen historischen Häusern und dem mittelalterlichen Stadtgrundriss stellt ein Kulturgut ersten Ranges dar, auch im Innern vieler Häuser verbergen sich kulturhistorische Schätze. Dabei geht es um historische Raumausstattungen vom Mittelalter bis zur Neuzeit, die aufgrund des speziellen Lübecker Baurechts, das den Abriss der Brandwände zwischen den Häusern über Jahrhunderte blockierte, noch heute unter Tapeten und anderen Verkleidungen erhalten sind. Das Gebäude, das an der Hoffront auf 1590 datiert ist und tatsächlich im Wesentlichen aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt, gehört zu den wenigen erhaltenen Kaufmannshäusern in der Mengstraße, die den Charakter dieser ehemals renommierten Straße mit den Wohnsitzen vieler Hansekaufleute und u.a. dem Buddenbrookhaus sehr gut widerspiegeln. Das Vorderhaus zeigt zur Straße hin einen vertikalen Stufengiebel. Mit dem langen Seitenflügel und dem Querhaus zusammen umschließt es einen schmalen Innenhof und weist somit alle Bestandteile eines großen Lübecker Kaufmannshauses auf. Auch das Innere des Gebäudes gehört mit seiner unverbauten Diele, der erhaltenen Windenanlage und einer Dielenausstattung des 18. Jahrhunderts mit Empore und Hangelkammer zu den wenigen noch erhaltenen Beispielen, an denen sich die frühere Größe, Raumaufteilung und Ausstattung eines gehobenen Kaufmannshauses nachvollziehen lässt. Der Seitenflügel besitzt im Obergeschoss noch reich verzierte Fensterlaibungen der Renaissance, im Erdgeschoss Fensteranlagen des 18. Jahrhunderts mit vermutlich zweitverwendeten barocken Mittelsäulen. Im Erdgeschoss befindet sich im ersten Saal eine vollständig erhaltene barocke Deckenmalerei mit der allegorischen Darstellung der vier Jahreszeiten und Landschaften in Medaillons. Auch im zweiten und dritten Saal sind barocke Rankenmalereien durchgehend vorhanden. An Ausbruchstellen wird in allen drei Räumen als Erstfassung eine Renaissancemalerei sichtbar. Nach der Restaurierung, welche auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefördert hat, wird nun das Alte Kontor als Ausstellungs- und Verkaufsfläche genutzt, während das Vorderhaus bewohnt ist. Der Seitenflügel mit barocker Ausmalung steht jetzt zur Instandsetzung an.