Es gibt ihn kaum noch, den einst sehr verbreiteten Haustyp der Mauerhäuser, die direkt an die Stadtmauer gebaut wurden, so dass diese die Rückwand der kleinen Häuser bildet. In Erlangen stehen zwei Exemplare dieser vom Aussterben bedrohten Art. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich seit 2019 für den Erhalt dieser nur auf den ersten Blick unscheinbaren Denkmalen ein, die so viel von der Stadtgeschichte Erlangens erzählen können!
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Kleine Häuser mit großem Seltenheitswert
Die Besonderheit dieser beiden Erlanger Bürgerhäuser ist, dass sie in den Jahren 1669/70 an der Innenseite der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet wurden, die nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) ihre Verteidigungsfunktion verloren hatte. Während die straßenseitige Fassade in Fachwerk ausgebildet ist, dient die Stadtmauer als nördliche Außenwand. Für die kostengünstige Errichtung griffen die nicht von Reichtum gesegneten Bauherren auf Material aus der Umgebung zurück: auf Bauholz, Werk- und Bruchsteine für die Fachwerkfassade auf der Südseite. Und auf die Stadtmauer für die Nordseite: Einzig Löcher für die Fenster hatten sie in die dicke Mauer schneiden müssen. Nicht nur Teile des Fachwerks, sondern auch der gesamte Dachstuhl stammen von 1669 und 1670, damit haben die Kleinhäuser den Altstadtbrand von 1706 überlebt und sind die ältesten erhaltenen Häuser der Erlanger Altstadt.
Unter der Bedingung, die Stadtbefestigung nicht zu beschädigen, wurde der Hausbau an der Mauer vornehmlich Personen mit Bürgerrecht gestattet. Aufgrund ihrer Lage zwischen Mauer und Gasse waren die Mauerhäuser meist traufständig und sehr schmal, nicht tiefer als fünf Meter. Mit der Niederlegung vieler Stadtmauern verschwanden zumeist auch die daran angrenzenden Häuser. Weitere Hausabrisse folgten, weil ihre beengten Verhältnisse am Rande der Altstädte als ungesund und rückständig empfunden wurden.
Wichtiges Stück (Stadt-)Geschichte gerettet
Einst galten die Mauerhäuser samt vernachlässigter Stadtmauer als „Schandfleck“ in Erlangen. Heute erkennt man endlich den historischen und ästhetischen Wert des Ensembles und seinen Erhalt als großen Glücksfall. Doch um die beiden Gebäude stand es zwischenzeitlich sehr schlecht. Die Fußschwellen und Stützen der Südseite waren verfault und haben sich stellenweise komplett aufgelöst. Steine und Mörtel hielten nicht mehr in den Gefachen. Die Feuchtigkeit konnte nicht aus den Wänden weichen, weil in den 1960er Jahren eine undurchlässige, dicke Schicht aus Zementputz und Klinker aufgebracht wurde. Diese ist inzwischen fast vollständig abgenommen. Außerdem hat sich die scheinbar stabile Stadtmauer aus Buckelquadern im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr in Richtung des Stadtgrabens geneigt - und dabei die beiden mit verbundenen Fachwerkbauten gleich mit.
Inzwischen wurden wichtige Schritte zur Rettung der Mauerhäuser unternommen - dank Ihrer Spenden!
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mittelalterliche Wohn- und Handwerkerhäuser, ca. 1669/70 erbaut, Förderung: 2019, 2020 und 2024
Adresse:
Lazarettstr. 3-5
91054 Erlangen
Bayern
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