Konzerthaus
Ravensburg, Baden-Württemberg
Tür, Tor, Portal

Konzerthaus

In Deutschland einmalig

Ob die Sicht auf Venedig, der üppige Pflanzenwuchs eines Gewächshauses oder das Innere eines orientalischen Schlosses: Die Kulissen von Ravensburg entführten den Theaterbesucher in alle nur erdenklichen Schauplätze der Welt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemalte die 10 mal 5 Meter großen Wände der königliche Hoftheatermaler von Stuttgart, Wilhelm Plappert, der einer der bekanntesten Theatermaler Deutschlands war. Die insgesamt 353 historischen Theaterkulissen sind in ihrer Art und ihrem Umfang einzigartig in Deutschland. 135 von ihnen sind auf Leinwand gemalte und auf Holzstangen aufgerollte großformatige Prospekte, dazu sind noch 206 Stellwände erhalten. Seit Jahren sorgt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz für die Restaurierung der historischen Großformate. Zuletzt half sie, auch die Standkulissen zu erhalten.

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Große Bühne in Ravensburg

Dass eine Stadt wie Ravensburg über einen solchen Fundus an wertvollen Kulissen verfügt, ist einer Reihe von Umständen zu verdanken. Ravensburger Unternehmer, insbesondere Julus Spohn, beschlossen, in Ravensburg ein Theaterhaus zu errichten, und beauftragten hierfür 1896/97 die Wiener Theaterarchitekten Fellner und Helmer, die schon in vielen europäischen Städten tätig gewesen waren. Das prächtige Theaterhaus kannte der württembergische König Wilhelm II. durch seine nahe gelegene Sommerresidenz, von der aus er mit seiner Frau öfter hierher kam. Als 1902 das Theater in Stuttgart völlig abbrannte, wurde Ravensburg kurzerhand zur Ausweichspielstätte, die mit den Stuttgarter Schauspielern ein festes Ensemble bekam. Mit ihnen gelangten auch die Kulissen nach Ravensburg und in der Folge wurden viele weitere eigens für das Ravensburger Theater neu erstellt.

Jede Kulisse ein eigenes Projekt

Was an den Kulissen auch heute noch besonders beeindruckt, ist ihre Detailgenauigkeit und die korrekte Darstellung der Perspektive, die hinter der Bühne den Raum zu öffnen scheint. Sie wurden auf die Sichtweite des Raumes von 30-60 Metern geplant und in verschiedenen Inszenierungen wiederverwendet. Für den Fall, dass dies einmal nicht geschah, wurden wasserlösliche Farbpigmente aufgebracht, sodass die großen Leinwände abgewaschen und neu bemalt werden konnten. Praktisch für damals, eine Herausforderung für die heutigen Restauratoren, insbesondere bei Wasserschäden, bei denen das Wasser die Pigmente zur Seite gewaschen hatte. Weitere Schäden wie Knicke, Falten, Risse, Ausfransungen und gebrochene Trägernetze machten die Restaurierung jeder Hängekulisse zu einem eigenen Projekt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Restaurierung der Hängekulissen sowie die der Standkulissen.

Repräsentativer historistischer Putzbau, 1896/97 von Ferdinand Fellner, Theaterkulissen 1902-10 von Wilhelm Plappert, Förderung 2011, 2015, 2019

Adresse:
Wilhelmstr.
88212 Ravensburg
Baden-Württemberg