Kreuzgang des Klosters Unser Lieben Frauen
Magdeburg, Sachsen-Anhalt
Foto: Chris 73, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Kreuzgang des Klosters Unser Lieben Frauen

Bedeutendes Kloster der deutschen Romanik

Das Kloster Unserer Lieben Frauen in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg hat einige Superlative zu bieten. Im Mittelalter war es das wichtigste deutsche Prämonstratenserstift, darüberhinaus gilt die im frühen 11. Jahrhundert errichtete Anlage als eine der bedeutendsten romanischen Anlagen in Deutschland. Heute beherbergt das Gebäudeensemble ein Museum für zeitgenössische Kunst, welches die altehrwürdigen Mauern mit neuem Leben füllt.

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Mitteldeutsches Bauwerk nach rheinischem Vorbild

Das Kloster Unserer Lieben Frauen wurde 1015/16 als Kollegiatstift gegründet. Mit dem Bau der heutigen Liebfrauenkirche wurde 1064/68 unter Erzbischof Werner, dem Bruder des Kölner Erzbischofs Anno, begonnen. Der Einfluss rheinischer Bauten auf die dreischiffige Basilika mit ihrer differenzierten Wandgliederung ist durch diese verwandtschaftliche Beziehung auch heute noch sehr gut nachvollziehbar. Die Kirche ist ein gestreckter Saalbau, deren seitliche Emporen mit zwei Rängen von quadratischen Pfeilern getragen werden. Über dem so gebildeten Mittelschiff befindet sich eine kassettierte Tonnenwölbung. Die Kirche schließt im Osten mit einem Chorjoch und einer halbkreisförmigen Apsis, die am Außenbau von zwei Türmen flankiert wird. Die zum Platz hin gerichtete Westfassade ist mit drei Eingängen unter einem zusammenfassenden Dreiecksgiebel repräsentativ gestaltet.

Die vier Flügel des zweigeschossigen romanischen kreuzgratgewölbten Kreuzgangs aus der Mitte des 12. Jahrhunderts öffnen sich in 32 Arkaden zum Innenhof. In jedem Bogen tragen jeweils zwei eingestellte kleine Säulen drei kleine Bögen. Die Kapitelle der Säulen zeigen den bemerkenswerten Formenreichtum dieser Epoche. Einfache Würfelkapitelle, stilisierte Knospen- und Palmettenkapitelle finden sich ebenso wie Kapitelle mit Schmuckrosetten. Vor den Ostflügel des Kreuzgangs ist über rundem Grundriss ein zweigeschossiges Brunnenhaus mit einem gemauerten Kegeldach gestellt. Es ist das älteste Lavatorium in Deutschland.

Wechselvolle Geschichte

Während der Reformation bleib das Kloster katholisch, doch nach der Zerstörung Magdeburgs 1631 durch kaiserliche Truppen unter Tilly, bei der die Anlage verschont und auch vor Plünderungen geschützt worden war, verließen es die letzten Chorherren. 1650 gelang die Anlage in den Besitz Friedrich Wilhelms von Brandenburg, der es 1689 protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Westeuropa zur Nutzung überließ. In dieser Zeit entstand eine Klosterschule, die aufgrund ihrer modernen Lehrmethoden schnell einen überregional bedeutenden Ruf erwarb. In Folge der napoleonischen Kriege wurde Magdeburg 1814 französisch besetzt und die Klosteranlage wurde als Krankenhaus und Kaserne genutzt, die Kirche diente als Viehstall. Unter preußischer Herrschaft wurde es bis 1834 säkularisiert. Die großflächige Vernichtung des alten Magdeburg gegen Ende des Zweiten Weltkriegs überstanden die Bauten mit vergleichsweise geringen Schäden, so dass die Wiederherstellung bereits 1949 abgeschlossen sein konnte. Nachdem Ende der 1950er-Jahre der letzte Gottesdienst gefeiert wurde, wurde eine kulturelle Nutzung des Klosters beschlossen. Die Klosterkirche wurde bis 1977 zur Konzerthalle umgebaut, die Klostergebäude beherbergen seit 1974 Sammlungen moderner Kunst.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstütze 1999 und 2000 die Mauerwerkssanierung und die Restaurierung der Arkaden des Kreuzgangs.

Zweigeschossige romanische Vierflügelanlage, um 1129-1160, Förderung 1999/2000

Adresse:
39104 Magdeburg
Sachsen-Anhalt