Mack-Kapelle im Marianum
Neuss, Nordrhein-Westfalen
Foto: Daniel Elke

Mack-Kapelle im Marianum

Gesamtkunstwerk von Heinz Mack

Im Marianum in Neuss, einst Mädchenerziehungsheim, ab 1962 Konvikt für angehende Priesteramtskandidaten und heute in Wohnungen aufgeteilt, befindet sich eine Kapelle, die nicht nur Gläubige, sondern auch Liebhaber der Kunst in ihre Räumlichkeiten zieht. 1908 errichtet, wurde sie 1988 von dem renommierten Lichtkünstler Heinz Mack (geb. 1931) grundlegend neugestaltet. Mack war 1958 Mitbegründer von ZERO, gleichermaßen Künstlergruppe und Programm: die Stunde null, der Moment im Schweigen vor dem Neuanfang, für eine hoffnungs- und lichtvolle Welt. ZERO als Gruppe löste sich 1966 wieder auf, die künstlerische Idee blieb jedoch und ist auch bei der Kapelle im Marianum zu erkennen. Mack gestaltete den Raum, das Lichtspiel und alle Gegenstände. Dazu gehört auch die 1993 installierte Klais-Orgel, die 2024 mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz instandgesetzt wurde.

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Farbe, Licht und Maria als Formgeberin

Betritt man durch das verglaste Portal den hellen, hallenartigen Kirchenraum, fällt der Blick auf das Kreuz hinter dem Altar, das aus sich selbst heraus zu leuchten scheint – ein Effekt, der entsteht, weil das weiße Marmorkreuz vor einer kreuzförmige Fugenöffnung von Tageslicht beleuchtet wird. Auf der linken Seite zeigen die Fenster in abstrakten Formen und leuchtenden Farben die Schöpfungsgeschichte. Auf der gegenüberliegenden fensterlosen Wand brachte Mack mit Sgraffitto-Technik, bei der verschiedene Putzschichten aufgetragen und dann teilweise wieder abgekratzt werden, große und dennoch zarte Engelfiguren an.

Den Lettner, der in Stiftskirchen wie dieser die Laien von den Klerikern abtrennte, gestaltete der Künstler transparent mit 24 Plexiglaszylindern, die in unterschiedlicher Höhe Kerzen halten. Der Boden ist schlicht und dennoch lebendig gestaltet, er gleicht einem rasterförmigen Steinteppich. Das Leuchtkonzept lenkt den Blick auf die Apsis und lässt die Kapelle hell erscheinen. Die schlichten Holzbänke rechts und links des Mittelgangs tragen auf der Rückenlehne jeweils ein Symbol von Heiligen oder aus der Bibel. Der Blick zurück lässt erkennen, dass das Portal und die Orgel in der Form eines M gestaltet sind – dem Initial von Maria, Patronin der Kapelle. Es ist auch in der Form des Ambo, dem Lesepult, und des geöffneten Tabernakels, wo die Hostie aufbewahrt wird, wiederzufinden.

Klais-Orgel erklingt wieder in allen Tönen

Auch nach ihrer Fertigstellung stattete Mack die Kapelle weiter aus. 2010/11 erschuf er einen Kreuzgang mit 15 Stationen. Eine drei Meter hohe Marienstatue aus Bronze kam zusammen mit der Klais-Orgel 1993 hinzu. Ihre Orgelpfeifen sind in der Form eines M angeordnet. Mit der Bemalung des Gehäuses nahm Mack die Farbigkeit der Glasfenster auf. Die Prospektpfeifen tragen Schraffuren und die Seiten der Orgel bespannte er mit Leinwänden, auf die er mit Öl in dunkelblau gehalten Notenmotive malte. Die Orgel besitzt zwei Manuale und 18 klingende Register, die mit einer mechanischen Traktur bedient werden. Aufgrund mangelnder Wartung in der Vergangenheit ist sie verschmutzt und sogar verstimmt, sodass Restaurierungsmaßnahmen notwendig sind. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte helfen, sie wieder zum Klingen bringen.

Neobarocke Kapelle als Teil des ehemaligen Mädchenerziehungsheims, 1988 von Heinz Mack umgestaltet, Klais-Orgel von 1993, Förderung 2024.

Adresse:
Am Marianum
41464 Neuss
Nordrhein-Westfalen