mitteldeutsches Ernhaus, Dorfstraße

Der Ortsteil Sieversdorf ist ein Strassendorf, in dem sich mehrere sogenannte mitteldeutsche Ernhäuser - eine besondere Form eines Wohn-Stall-Hauses - erhalten haben. Die mitteldeutschen Ernhäuser sind in Niederdeutschland neben ihrer traufseitig aufgeschlossenen Grundrissordnung vor allem durch die wandständrige Bauweise gekennzeichnet. Es handelt sich um ein anderthalbgeschossiges Fachwerkgebäude aus dem frühen 18.Jahrhundert mit Reetdach, das Wohn- und Wirtschaftsräume vereinte. Am Giebel befindet sich eine einseitige Abseite, welche diese möglicherweise aus der Eifel und dem Westerwald stammende Sonderform des niederdeutschen Hallenhauses in dem im Rhinluch liegenden Sieversdorf ausmacht. Im Ort haben sich mehrere dieser Bauten erhalten, jedoch nicht alle in einem so ursprünglichen Zustand. Das Gebäude Dorfstr. 4 ist zwar sehr ursprünglich erhalten, aber äußerst gefährdet. So sind die Eingangstür, Innentüren, Fenster, Kamine noch erhalten. Im hinteren, der Straße abgewandten Bereich befindet sich ein aus dem 19.Jh. stammender Anbau aus massivem Sichtmauerwerk. Die neuen Eigentümer, das Ehepaar Knaak, bewohnt das benachbarte Ernhaus und hat beschlossen, dem Untergang des Gebäudes nicht mehr tatenlos zuzuschauen. Sie haben das Haus erworben und möchten es auf eine ganz interessante Art nicht nur für den Ort retten, sondern auch nutzen. Es soll ein dörfliches Gemeinschaftshaus werden. In einem anstelle des später angebauten Stalles geplanten Neubau sollen vier kleine Wohnungen für ältere Menschen im Dorf entstehen. Der Bedarf dafür ist vorhanden. In Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte im nicht weit entfernten Kyritz sollen im Rahmen des Projektes "Jung und Alt mit Zukunft" die Kinder mit den älteren Menschen zusammengebracht werden. Auch eine Kooperation mit dem Tierheim zur zeitweisen Betreuung von Tieren ist geplant. Der alte Teil des Hauses könnte dabei auch für Veranstaltungen im Ort genutzt werden. Das Ernhaus ist in einem äußerst desolaten Zustand, das Dach ist zum Teil schon nicht mehr vorhanden, Gefache sind herausgefallen. Der rückseitige Anbau ist komplett ruinös und ohne Dach. Nachdem 2011 erste Notsicherungen erfolgten, gab es eine umfangreiche Projektstudie. In einem ersten Schritt steht die Instandsetzung des denkmalgeschützen Ernhauses an. Das im Nachbarhaus wohnende Ehepaar Knaak hat zur Erhaltung des für den Ort so typischen und erfreulicherweise unverbaut erhaltenen Ernhauses einen Verein gegründet. Das Ziel besteht darin das Denkmal zu retten und einer neuen interessanten Nutzung zuzuführen. Da viele ältere Einwohner ihre großen Häuser nicht mehr bewirtschaften können, aber dennoch in Sieversdorf wohnen bleiben möchten, will man hier kleine Wohnungen schaffen. Vorgesehen war, den Anbau aus dem 19. Jahrhundert durch einen Neubau zu ersetzen und im Ernhaus selbst die Gemeinschaftsräume unterzubringen. Finanziert werden sollte dies durch eine EU-Förderung für den ländlichen Raum. Parallel hat der Verein das Gebäude beräumt, den Anbau abgetragen und mit Unterstützung durch die DSD Sicherungsarbeiten und notwendige bauvorbereitende Untersuchungen durchgeführt. Leider hat man nach anfänglicher Inaussichtstellung von Geldern und langem Hinhalten nun eine Absage erteilt, sodass das eigentlich sehr erstrebenswerte Vorhaben derzeit so nicht umsetzbar ist. Nun will man umplanen und sich 2015 zunächst auf die wirklich dringend notwendige Instandsetzung des Bestandes - unabhängig von einer weiteren Nutzung - konzentrieren. Kosten dafür müssen neu ermittelt und der Bauantrag erneuert werden. Zu klären ist dabei auch die Frage, ob man auf die ursprüngliche Reeteindeckung zurückgreifen oder die vorhandenen Biberschwänze mit neuen Unterdeckern aufbringen will. Es ist nach der leider aufgrund der Unklarheit über die EU-Mittel entstandenen Verzögerungen sehr zu hoffen, dass diese Baumaßnahmen 2015 ausgeführt und die vorhandenen Spenden dafür eingebunden werden können.