Doberaner Münster
Bad Doberan, Mecklenburg-Vorpommern

Doberaner Münster

Kloster der Kollaborateure

Wenn die sensationelle Ausstattung Kriterium sein dürfte, dann gehörte das Doberaner Münster wahrscheinlich längst zum UNSECO-Welterbe. Auch weil das christliche Erbe keine Rolle im Auswahlverfahren spielen darf – die UNESCO ist religionsneutral – wurde der Antrag 2014 abgelehnt. Was nicht bedeutet, dass einer der wichtigsten hochgotischen Backsteinbauten im Ostseeraum demnächst noch als Welterbestätte geadelt wird – wenn der Antrag stimmt.

Zu den Fakten! Das Doberaner Münster ist eine einmalige Symbiose aus einem reifen gotischen Bau nach Vorbild der französischen Kathedralen, aus einer hanseatischen Backsteinbasilika und einem Klosterbau der Zisterzienser. Die errichteten nach ihrer Gründung im Jahr 1171 bis 1232 eine erste Klosterkirche, die dann in den noch heute bestehenden Neubau 1294-1368 einbaut wurde: eine dreischiffige Pfeilerbasilika auf kreuzförmigem Grundriss und hohem Dachreiter über der Vierung – einzigartig!

Die Doberaner Klosterkirche lässt wenig vom einstigen Streben nach Einfachheit und Strenge der Zisterzienser erkennen. Im Gegensatz zu anderen religiösen Ordensgründungen suchten die Zisterzienser sich gern abgelegene und schwer zugängliche Gebiete für Klosterneugründungen, fern großer Städte. Dabei leisteten sie einen wichtigen Anteil an der Kultivierung und Fruchtbarmachung des Landes und waren aufgrund dieser land- und wasserwirtschaftlichen Fähigkeiten bei Landesherren durchaus gern gesehen. Doberaner Mönche sahen während ihrer Reisen in Frankreich die dort emporwachsenden gotischen Kirchen. Sie brachten diese Bauideen mit und verwirklichten sie hier. Sie waren die "Kollaborateure"! Auch in den umliegenden Hansestädten begann der Bau von gotischen Kirchen als Stadtkirchen. Einen weiteren Einfluss auf den Bau der Kirche übten auch die ansässigen Landesherren aus. Doberan wurde die wichtigste Grablege der mecklenburgischen Fürsten, die im Zusammenhang damit Geld für eine entsprechende Ausstattung stifteten.

Zur reichen mittelalterlichen Ausstattung zählen neben figürlichen Wandmalereien des 15. Jahrhunderts, dem Hochaltar von 1310 und dem um 1410 entstandenen Mühlenaltar der doppelseitige Kreuzaltar von 1268 sowie der sog. Fronleichnamsaltar von 1330/40. Eine Reihe kostbarer Epitaphien und Grabmäler des mecklenburgischen Fürstenhauses zeugt von der Bedeutung der Klosteranlage.
2002/03 und 2012/13 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz umfangreiche Sanierungsarbeiten.

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Gotische Backsteinbasilika mit hallenförmigen Querarmen und polygonal geschlossenem Chor mit Kapellenumgang, 4. Viertel 13. Jh., Förderung 2002/03, 2012/13

Adresse:
18209 Bad Doberan
Mecklenburg-Vorpommern