Museumshaus (Mönchstraße) - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
700 Jahre gelebte Geschichte von uns gerettet
Sparsamkeit gilt noch heute als eine bürgerliche Tugend - sie ist darauf ausgerichtet, den Alltag praktisch bewältigen und eine wirtschaftliche Existenz aufbauen und sichern zu können. In der Mönchstraße 38 in Stralsund scheinen fast 700 Jahre Geschichte durch eben diese Tugend überlebt zu haben. Ganz offensichtlich hat man hier über die Jahrhunderte sehr sparsam gelebt, Neues wurde geschaffen, ohne das Alte zu beseitigen. Das Innere des Hauses wurde mehrfach umgestaltet, es wurde verklebt, verbrettert und zugeschüttet - aber nicht beseitigt und damit unwiederbringlich zerstört. Schicht für Schicht an historischen Details wurden in der Mönchstraße 38 freigelegt. Und so sind heute sieben Jahrhunderte lebende Geschichte durchgehend dokumentiert und für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht worden, nachdem sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dazu entschied, das Haus in Stralsund vor dem Abriss zu retten und zum Kulturhistorischen Museum auszugestalten.
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Geheimnisse waren lange wie "weggeputzt"
Trotz schwerer Kriegsschäden und zahlreicher Abbrüche bis zur Wende 1989 zählt Stralsund zu den großartigsten Flächendenkmalen Deutschlands. Die Altstadt mit ihren 835 Baudenkmalen gehört seit 2002 zum UNESCO-Welterbe. Beim Kaufmannsgebäude in der Mönchstraße handelt es sich vermutlich um eines der ältesten Bürgerhäuser der Ostseeküste. Es entstand um 1320 und ist Zeugnis einer der mächtigsten Handelsvereinigungen des Mittelalters und der Renaissance - dem Hansebund. Das Krämerhaus wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert. Noch 1993 - kurz vor Beginn der Sanierung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - mutete Mönchstraße 38 an, wie ein vergessenes abrissreifes Haus. Dicker grauer Baukalk überzog die Fassade, alle unregelmäßigen Gebäudeteile, alle Geheimnisse aus den einzelnen Bauphasen waren einfach wie "weggeputzt".
Uraltes Zeugnis hanseatischen Lebens
Über die Erbauer des Dielenhauses ist nichts bekannt. Das Steuerbuch der Stadt vermerkt erstmals ab 1622 den Besitzer des Hauses Mönchstraße 38. Das gotische Giebelhaus hat einen rechteckigen Grundriss. Der markante Westgiebel, der wie ein Hinterhaus erscheint, lässt den mittelalterlichen, ursprünglich viel breiteren Straßenverlauf gut erahnen. Einzelne noch erhaltene Teile des Dachs gehören zu einem Vorgängerbau aus Fachwerk um 1300. Das hohe Erdgeschoß weist eine charakteristische Diele mit Galerie auf. Unter der Galerie befand sich früher das Büro des Kaufmanns - ein abgetrennter, beheizbarer Raum. Das immer noch funktionierende gotische Aufzugsrad im Spitzboden ist eines der ältesten Nordeuropas. Mit ihm konnten die Waren vom Keller bis unters Dach auf alle Ebenen des Gebäudes gezogen werden.
Viele Details weisen darauf hin, dass die zweckmäßige Nutzung des Hauses stets Vorrang vor ästhetischen Aspekten hatte. Im Inneren lassen sich an Fenstern, Türen, im Büro sowie an den Wandverkleidungen die verschiedenen Bauphasen ablesen – das Haus wurde im jeweiligen Stil der Zeit von Barock, Rokoko, Klassizismus und Biedermeier umgestaltet. Zu beiden Seiten des Haupteingangs ragen zwei massive Vorbauten in Richtung der Straße hin. Die Zweigeschosser wirken wie zwei dem Westgiebel vorgelagerte Fremdkörper, sind aber bereits in einem Bauplan von 1647 nachgewiesen. Diese zunächst wohl eingeschossigen Anbauten, auch Utluchten genannt, wurden über mittelalterlichen Kellern errichtet, die bis unter die Straße vorgeschoben waren. Als Krambuden dienten sie dem Straßenverkauf. Die Waren lagerten in den zweigeschossigen unterirdischen Räumen darunter.
Seit dem 19. Jahrhundert sind neben den Krämern auch Mieter im Gebäude vermerkt, 1927 sogar acht Parteien. Bis Ende der 1970er Jahre wurde das Haus als Wohnraum genutzt. Der Besitzer des Nachbargrundstückes hätte nach der Wende auch gerne dieses Grundstück erworben, hatte zwischenzeitlich sogar Gerüststangen durch das Dach des Gebäudes rammen lassen, dem Haus Mönchstraße 38 drohte der Abriss. Doch ab 1993 übernahm die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Krämerhaus, führte dendrochronologische Untersuchungen und erste Sicherungsarbeiten durch, ließ Baustrom und eine Treppensicherheitsbeleuchtung legen.
Schließlich stellten die zwölf Mitglieder der Erbengemeinschaft das Haus der Stiftung kostenlos zur Verfügung und bewiesen damit ein hohes Maß an historischer Verantwortung. Von 1996-99 sanierte die Stiftung das Kleinod von Grund auf. Mit großer Behutsamkeit wurde von den Restauratoren Schicht um Schicht seiner fast 700jährigen Geschichte erkundet. Im Ergebnis kann man heute in die Zeitschichten hineinsehen und sich ein anschauliches Bild der wechselvollen Geschichte des Hauses machen. Betrieben wird das Denkmal in der Mönchstraße 38 vom Kulturhistorischen Museum von Stralsund. In diesem museal begehbaren Haus ist hanseatische Geschichte zu spüren und sichtbar zu erleben.
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