Offenbarungskirche
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin

Offenbarungskirche

Kirchenraum aus Trümmern

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Bedürfnis nach Seelsorge besonders groß. Gleichzeitig mangelte es im zerstörten Deutschland an Mitteln und Baustoffen für Kirchenbauten. So entwickelte sich der Typus der sogenannten Notkirche. Die einzige erhaltene Notkirche in Berlin ist die evangelische Offenbarungskirche. Der Erbauer Otto Bartning verwendete preisgünstig seriell vorgefertigte und leicht montierbare Konstruktionsteile aus Holz und einfachste Baustoffe bzw. Trümmermaterial. Er errichtete zweckmäßige, in ihrer Funktion angemessene Kirchenbauten. Regionale Bauweisen konnten in den Plan aufgenommen und der liturgischen Tradition jeder einzelnen Gemeinde angepasst werden. In dieser Verbindung des Typisierten mit dem Individuellen, des Industriell-Transportablen mit dem Ortsgebundenen lag das Wesen der Notkirchen.

Otto Bartning - Meister des modernen Kirchenbaus

Bartning hatte sich bereits zwischen den Weltkriegen einen Namen als Kirchenbaumeister gemacht und gab mit seinem Buch "Vom neuen Kirchbau" schon 1919 wichtige Impulse für den evangelischen Kirchenbau. Sein Entwurf einer Notkirche sollte mehr als nur ein provisorischer Notbehelf sein. Vorhandene Trümmer wurden als Baumaterial mit einbezogen und existierende Fundamente oder Ruinenteile wiederverwendet. Da Materialien wie Stahl, Eisen und Beton fast nicht zur Verfügung standen, kam für das Tragwerk nur Holz in Frage, das am ehesten verfügbar war und von protestantischen Weltkirchenverbänden gespendet wurde. Die erste Notkirche konnte als Musterbau im Oktober 1948 in Pforzheim fertiggestellt werden.

Ein großes Zelt für die Gemeinde

Die Offenbarungskirche in Berlin-Friedrichshain, inmitten der Stadt gelegen, ist ein kleiner verputzter Saalbau mit polygonalem Chorabschluss nach Osten und einem angebauten Gemeindehaus. Aufgerichtete Spitzbögen aus einer Holzbinderkonstruktion tragen den Bau. Die gleichmäßige Belichtung erfolgt durch ein umlaufendes Fensterband unter dem Satteldach. Die Materialien sind einfach: Holz, gebrannter Stein, rau verputztes Mauerwerk, ein Fußboden aus Brettern. Das Innere überspannt ein offener Dachstuhl, der von Wandstreben aus Holz aufgenommen wird. Zwischen den Bindern wurden Trümmersteine aufgemauert, roh verputzt und weiß gekalkt. Wie ein großes Zelt spannt sich der Saalbau über die Gemeinde. Die Kirche ist heute die zentrale Hauptkirche der Kirchengemeinde. 1989/90 wurde sie auch als Versammlungsort und Ausgangspunkt der örtlichen Bürgerbewegung genutzt. An den Arbeiten zur Restaurierung des Dachs und der Fassade hat sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt.

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Verputzter Saalbau mit polygonalem Chor, 1948/49 von Otto Bartning, Förderung 2003

Adresse:
Simplonstraße
10245 Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Berlin