Der Muskauer Park gilt mit seinen 830 Hektar als größter Landschaftspark Zentraleuropas im englischen Stil und ist eng mit Fürst Hermann von Pückler-Muskau verbunden. Er gehörte zu den schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, ein Mensch, der seine Umgebung gern durch extravagante Kleidung und exzentrisches Verhalten überraschte. Gleichzeitig war er wohl der genialste Gartenarchitekt seiner Zeit.
Pückler war 1785 im Neuen Schloss von Muskau zur Welt gekommen. 1815 begann er damit, um das Renaissancegebäude herum beiderseits der Neiße einen Landschaftspark anzulegen. Bevor er aber alle seine Ideen umsetzen konnte, ging ihm das Geld aus. Seine Frau Lucie ließ sich daraufhin selbstlos von ihm scheiden. Somit hatte er die Möglichkeit, eine reiche Partie zu machen, um sein Lebenswerk doch noch zu verwirklichen. Von 1826 bis 1829 ging er in England auf Brautschau, doch die Aristokratie war vorgewarnt. Aus einer Hochzeit wurde daher nichts, aber Pückler nutzte die Reise, um sich intensiv mit der Anlage englischer Landschaftsgärten zu beschäftigen. Sie wirkte sich auch ohne Heirat positiv auf seine Schatulle aus: Lucie, von ihm zärtlich "Schnucke" genannt, veröffentlichte 1830 zusammen mit Rahel und August Varnhagen von Ense seine Briefe, die er ihr aus England geschickt hatte. Die Gewinne aus dem Verkauf dieses Werkes mit dem eigenwilligen Titel "Briefe eines Verstorbenen", waren allerdings doch zu gering, um die kostspieligen Gartenträume des Fürsten erfüllen zu können. 1845 musste er Muskau verkaufen.
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Orangerie als Besonderheit
Bis zum Verkauf des Besitzes 1845 wurde unermüdlich weitergearbeitet. In dieser Zeit entstand auch der einzige bedeutende Neubau, die Orangerie. Ein bestehendes Pflanzenhaus hatte dem Pleasureground zwischen Schloss und Neißeufer weichen müssen, das neue, dringend benötigt für den Schutz exotischer Gewächse, war gedacht als Teil der Anlage eines Küchengartens auf dem Gelände des Wirtschaftshofes. Dort wurde das alte Brauhaus abgetragen und mit dessen Baumaterial über dem erhaltenen Keller 1844 die neue Orangerie errichtet. Der monumentale, weiß verputzte Bau steht der Neugotik der Berliner Schule nahe. Glatte Wandflächen werden durch Pfeiler und große tudorbogige Fenster an der Südwestseite gegliedert, der abschließende Zinnenkranz verbirgt das kaum geneigte Dach. Nebenräume in zwei Geschossen an der Nordostseite schützen den lang gestreckten, durch die hohen Fenster belichteten Pflanzensaal, der durch eine Bodenheizung gleichmäßig temperiert werden konnte, Reste dieser Anlage wurden unter dem originalen Fliesenfußboden gefunden. Seine Nachfolger in Muskau haben das Werk nach 1845 mit geringerem Aufwand nach veränderten Plänen fortgeführt.
Grenzüberschreitender Neubeginn
Das Pücklersche Gesamtkunstwerk in Bad Muskau hatte großen Schaden genommen, als der Park infolge des Krieges durch die Grenzziehung zwischen Deutschland und Polen entlang der Neiße geteilt wurde. Zwei Drittel der Anlage östlich der Neiße fielen an Polen, auf deutscher Seite wurde nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg jedoch bereits 1948 mit Sicherung und Wiederherstellung des westlichen Parkteils begonnen. Seit 1988 arbeiteten deutsche und polnische Denkmalpfleger gemeinsam daran, die Gesamtanlage zu rekonstruieren. Seit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union 2004 und den anschließend wegfallenden Grenzkontrollen ist der Pückler-Park wieder in Gänze erlebbar, im gleichen Jahr verlieh die UNESCO dem Gartenparadies den Welterbe-Status.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte die Sanierung der Orangerie im Jahr 2004.
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