Riemerschmid-Villa
Göttingen, Niedersachsen

Riemerschmid-Villa

Bedeutende Jugendstilvilla im Herzen Göttingens

Er wurde mit einem „goldenen Löffel im Mund“ geboren und wusste seine familiäre Starthilfe zum Wohle aller einzusetzen. Richard Riemerschmid (1868-1957) hatte acht Geschwister, war Sohn eines bedeutenden Spirituosen- und Essigfabrikanten aus München. Sein Vater Anton (1802-78) stellte als einer der ersten seinen Angestellten funktionalen und zusammenhängenden Wohnraum über den Fabrikationshallen zur Verfügung. So verwundert es nicht, dass sich auch sein jüngster Sohn Richard stets für Ästhetik und Perfektion in Form und am Bau begeistert hat. Der Kunstprofessor und Architekt ist einer der bedeutendsten Künstler des Jugendstils in Deutschland. Die Riemerschmid-Villa am Rand der Altstadt von Göttingen ist Beweis dafür. Doch nach über 100 Jahren hat das herrliche Haus den einstigen Glanz bürgerlichen Wohnens fast schon verloren.

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Arztpraxis und Wohnung in einem Haus

Die Riemerschmid-Villa unterscheidet sich hinsichtlich ihrer Konzeption und Ausführung deutlich von anderen Jugendstil-Häusern Göttingens. Sie entstand 1906/07 im Auftrag des Arztes Dr. Adolf Frank, der Praxis und Wohnraum in einem Haus benötigte. Riemerschmid hat diesen Auftrag perfekt erfüllt, sowohl in Hinsicht der Funktionalität als auch seiner Ästhetik. Privat und wirtschaftlich genutzte Räume wurden funktional getrennt voneinander angelegt. Die zur Straße gelegene Praxis und der zum Garten ausgerichtete Wohntrakt haben getrennte Eingänge, sind aber durch eine Tür miteinander verbunden. Empfangs- und Speisezimmer, die aus Repräsentationsgründen gewöhnlich nach vorn zur Straße hin lagen, finden sich in diesem Haus an der Gartenseite und sind durch Loggia und Terrasse verbunden. Das ist auch nach außen klar zu erkennen, denn der zum Garten gelegene, etwas breitere und höhere Wohnteil hebt sich deutlich vom Praxisteil ab. Im Inneren des Hauses haben sich sehr viele Details der Erbauungszeit, wie Türen und Fenster, aber auch Fliesen und Stuck, erhalten.

Richard Riemerschmid – Erschaffer eines neuen Raumgefühls

Richard Riemerschmid war nicht nur Mitbegründer des deutschen Jugendstils, er war auch Anhänger der bayerischen Kunstgewerbebewegung. Er erschuf in Göttingen auf Grundlage eines funktionsgerechten Grundrisses ein neues Raumgefühl und verband die Kunst am Bau mit den einfachen Formen des bayrischen Handwerks. Damit war er führendes Mitglied der „Süddeutschen Schule", die Ehrlichkeit bei der Anfertigung von künstlerischen Arbeiten mit Verwendung von haltbaren und funktionalen Werkstoffen verband. Riemerschmids Prämissen am Bau haben bis heute Bestand. Das Gebäude wird heute unter anderem als Kita und für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt – ein Haus, in dem die Jugend Göttingens nicht besser aufgehoben und ausgebildet werden könnte! Doch sieht man dem ehrwürdigen Gebäude sein Alter vielfach an, der bauzeitliche Glanz ist verschwunden: Die Dachdeckung aus Biberschwanzziegeln ist undicht. Außerdem müssen Fassaden und Fenster instand gesetzt werden. Bitte helfen Sie uns bei diesen Arbeiten mit Ihrer Spende.

Jugendstilvilla, errichtet 1906/07 mit getrennten Funktionsbereichen (Wohnen/Praxis), Förderung 2018

Adresse:
Baurat-Gerber-Str.
37073 Göttingen
Niedersachsen