Kolonistenhaus Russische Kolonie Nr. 9
Potsdam, Brandenburg

Kolonistenhaus Russische Kolonie Nr. 9

Ein Gesamtkunstwerk von Peter Joseph Lenné

Die russische Kolonie „Alexandrowka“ in Potsdam ist Zeugnis einer einzigartigen Freundschaft des Preußischen Königs und des Russischen Zaren, aber auch der Kunst des Gartenarchitekten Joseph Peter Lenné: Er schuf eine Kulturlandschaft aus Parks und Gärten, in die sich die Kolonistenhäuser einfügen und Teil des Gesamtkunstwerks werden. Die UNESCO nahm sie im Jahr 1999 in die Liste des Weltkulturerbes auf. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat geholfen, die kleinen Gehöfte des Ensembles nach und nach zu sanieren.

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Eine Siedlung für russische Sänger zu Ehren von Zar Alexander

Die russische Kolonistensiedlung ist auch eine spannende Randnotiz der Geschichte Europas. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Zar Alexander I. schlossen 1802 Freundschaft. Napoleon zwang sie in politische Bündnisse gegeneinander, sodass Preußen 1812 in Russland über Tausend russische Soldaten in Gefangenschaft nahm. Als sich das Blatt gegen Napoleon wandte, gliederte Friedrich Wilhelm einen großen Teil von ihnen in eines seiner Regimente ein. Aus der Mitte der russischen Soldaten wurde ein Sänger-Chor gebildet, der im Heerlager des Königs für Unterhaltung sorgte.

Als Zar Alexander I. 1825 starb, ließ Friedrich Wilhelm III. zum Gedächtnis seines Freundes die Siedlung Alexandrowka errichten. Den letzten zwölf Sängern des Regiments wollte er damit eine besondere Atmosphäre für Musik und Muße schaffen. Nach den Plänen von Peter Joseph Lenné entstand ein Areal, das in seiner Grundform dem Andreaskreuz entspricht, da der Apostel Andreas als einer der wichtigsten Heiligen der russischen Kirche galt.

Architektur im „russischen Stil“

Die Häuser gestaltete man im „russischen Stil“ als Blockhäuser, bei denen man allerdings in einer sparsameren Variante die Fachwerkkonstruktion mit halbierten Holzbalken versah. Mit ihren verzierten Giebeln und Balkonen stehen die ein- oder zweigeschossigen Häuser inmitten ihrer großen Gartenareale mit Obstbäumen. Mit letzteren sind auch die Ansätze einer neuen Landwirtschaftspolitik zu erkennen, wie sie nach den Stein-Hardenbergschen Reformen entwickelt wurden. Eine Kuh gehörte zur Grundausstattung. Das Stallgebäude und ein Anbau des 1825/26 errichteten Haus Nr. 9 ist durch eine Toranlage mit dem Haupthaus verbunden.

Siedlung im russischen Stil; Erbauung ab 1825 im Auftrag Friedrich Wilhelm III.; Gartenkunst von Joseph Peter Lenné; Förderung 2020

Adresse:
Russische Kolonie 9
14469 Potsdam
Brandenburg