Russisches Kolonistenhaus
Potsdam, Brandenburg

Russisches Kolonistenhaus

Ein Stück Russland in Brandenburg

Südlich des Pfingstberges in Potsdam liegt die Russische Kolonie Alexandrowka - einzigartig in Deutschland sowohl in ihrer Entstehungsgeschichte als auch in ihrer Form. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland hatten schon 1802 Freundschaft geschlossen, die bis zu ihrem Lebensende anhalten sollte. Dennoch zwang sie Napoleon zwischenzeitlich in politische Bündnisse gegeneinander, sodass Preußen 1812 in Russland über Tausend Soldaten in Gefangenschaft nahm. Als sich das Blatt gegen Napoleon wendete, gliederte Preußen einen großen Teil von ihnen in eines seiner Regimente ein. Aus der Mitte der russischen Soldaten wurde ein Sänger-Chor gebildet, der im Heerlager des Königs für Unterhaltung sorgte. Nach dem Sieg über Napoleon erlaubte der russische Zar den Verbleib des Soldatenchors in Preußen.

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Zeichen russisch-preußischer Freundschaft

Als Zar Alexander I. 1825 starb, ließ Friedrich Wilhelm III. zu seinem Gedächtnis die Siedlung Alexandrowka von 1826-1827 errichten. Nach den Plänen des Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné entstand ein Areal, das in seiner Grundform dem Andreaskreuz entspricht, da der Apostel Andreas als einer der wichtigsten Heiligen der russischen Kirche galt. Friedrich Wilhelm III. äußerte sich hierzu: „Es ist Meine Absicht, als ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der Freundschaft zwischen Mir und des Hochseeligen Kaisers Alexander von Rußlands Majestät, bei Potsdam eine Colonie zu gründen, welche ich mit den, von Seiner Majestät mir überlassenen Russischen Sängern als Colonisten besetzen und Alexandrowka benennen will.“

Blockhäuser im „russischen Stil“

Die Häuser gestaltete man im „russischen Stil“ als Blockhäuser, bei denen man allerdings in einer sparsameren Variante eine Fachwerkkonstruktion mit halbierten Holzbalken versah. Mit ihren verzierten Giebeln und Balkonen stehen die ein- oder zweigeschossigen Häuser inmitten ihrer großen Gartenareale mit Obstbäumen. Nach original russischem Vorbild hätten die Häuser mit einer Strohdeckung versehen sein müssen, die Preußen entschieden sich jedoch für eine Deckung mit Holzschindeln, die Ende des 19. Jahrhundert durch eine wesentlich haltbarere Schieferdeckung ersetzt wurde.

Eine Kuh gehörte zur Grundausstattung, die Anwesen waren vollständig möbliert und sogar die Gärten fertig angelegt. Die Sänger mussten zum Zeitpunkt des Einzugs verheiratet sein, sie durften die Häuser nicht veräußern und nur an männliche Nachkommen direkt vererben, sodass einige der Bauten später an die Krone zurückfielen oder an preußische Feldwebel vergeben wurden.

Seit der Wende konnten viele der Koloniehäuser, die sich teils in einem traurigen Zustand befanden, gerettet worden - auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Sanierung von sieben Häusern förderte. In direkter Linie der ursprünglichen Bewohner wohnten 2013 noch drei Familien in der Alexandrowka Siedlung. 1999 wurde diese in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen.

Hofanlage nach Art eines russischen Blockhauses. Wohn- und Nebengebäude aus mit Holzbohlen verkleidetem Fachwerk aus den Jahren 1826/27, Förderungen 2000/01, 2005, 2022.

Adresse:
Russische Kolonie
14469 Potsdam
Brandenburg