Schloss Hämelschenburg
Emmerthal, Niedersachsen

Schloss Hämelschenburg

Ein Hauptwerk der Weserrenaissance

Die einzigartige Schönheit der Anfang des 17. Jahrhunderts erbauten Weserschlösser beeindruckt Betrachter nachhaltig - nicht allein, weil sie so selten sind. Denn nach einer kurzen Phase des Handelsreichtums entlang der Weser seit der Reformation (ab 1517) folgte mit den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) landesweite Armut. Es fehlte das Geld für barocke Umbauten. Als Ergebnis blieben viele Bauten bis heute annähernd im Ursprungszustand erhalten. Hämelschenburg südwestlich von Hannover gilt dabei als eines der herausragenden Beispiele in der kurzen Bauepoche der Weserrenaissance. Sie war angelehnt an den Geschmack der niederländischen Renaissance und wies trotzdem lokale Bezüge auf. Gebaut wurde vor allem mit Sandstein, denn den gab es reichlich im Gebiet der Oberweser und der unteren Diemel im östlichen Weserbergland - an den Landesgrenzen Niedersachsens und Hessens. Fassaden und Giebel wurden prächtig verziert, zum Beispiel mit schneckenförmigen Dekorationen - sogenannten Voluten, Obelisken, Kugeln und Schmuckleisten. Typisch war auch der „welsche Giebel“ mit geschweiften Umrissen von Viertel- oder Halbkreisen. Das Schloss in der Gemeinde Emmerthal geht zurück auf ein Rittergut, das seit 1437 im Besitz der Familie von Klencke ist. Die frühere Anlage wurde 1544 durch einen Brand soweit zerstört, dass Jürgen von Klencke (1551-1609) und seine Frau Anna von Holle (1567-1630) ab 1588 Schloss Hämelschenburg aus Oberkirchner Sandstein neu errichten ließen.

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Über 30 Jahre Bauzeit

In der langen Bauzeit wohnte die Familie recht bescheiden im Wirtschaftshof unmittelbar am Fluss Emmer. Der Neubau war als Dreiflügelanlage geplant. Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau kamen aus Zöllen, denn eine wichtige Straße führte über den Besitz der Klenckes. Zudem konnte Klencke als Söldnerführer und aus den guten Gewinnen einer regen Landwirtschaft Einnahmen generieren. Die Region zählte damals zu den Kornkammern Europas. Der Bezug des zuerst fertig gestellten Nordflügels muss ein Fest gewesen sein. Hier waren später der Gerichts- und Rittersaal untergebracht. Im Mitteltrakt, der danach abgeschlossen wurde, waren ursprünglich Küche, Pferdestall, Heuboden und Brauhaus untergebracht. Gekrönt wurde die Schlossanlage schließlich durch den besonders prachtvollen Südflügel, der für den Schlossherrn und seine Familie gedacht war. Der Ausbau mitsamt zweier in italienischem Renaissancestil erbauten, achteckigen Treppentürme folgte nach und nach. Die Vollendung des Schlosses erlebte Jürgen Klencke nicht - er starb 1609.

Älteste freistehende protestantische Kirche

Während die Raumaufteilung im Südflügel im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben ist, wurden der mittlere und der nördliche Flügel ab 1887 zu Wohnzwecken umgebaut. Es entstanden ein großzügiges Wohnzimmer, ein Tanz- und ein Ess-Saal. Die historischen Räume des Erdgeschosses sind heute ein Museum. Die Schlosskirche von 1563 stellt dabei ein ganz besonderes Kleinod dar. Sie gilt als der älteste freistehende protestantische Kirchenbau.

Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte bereits der Giebel des Südflügels der Schlossanlage restauriert und mit der Fassadensanierung begonnen werden.

Schlossanlage in Formen der Weser-Renaissance; 1588-1618 anstelle einer 1544 abgebrannten Burg errichtet; Schlosskirche 1563; Wirtschaftshof ab 1556; Förderung 2017, 2020, 2021

Adresse:
Schloßstr.
31860 Emmerthal
Niedersachsen