Schloss

Über dem Torbogen von Schloss Merchingen nennt eine Inschrift das Baujahr 1593. Der Komplex wirkt mit seinen gegeneinander versetzten, im Winkel angeordneten Trakten und unterschiedlichen Geschosshöhen uneinheitlich, auch wenn das Äußere ganz von einfachen Renaissanceformen bestimmt wird. Das dreigeschossige Wohnhaus zeichnen Volutengiebel mit Muschelaufsätzen aus. Daran schließen das zweigeschossige Torhaus und ein geduckter, so genannter Winkelbau an, der die Verbindung herstellt zum langgestreckten "Saalbau". Der heute als Wirtschaftstrakt bezeichnete Baukörper mit zwei großen Sälen muss ursprünglich eine besondere Bedeutung besessen haben. Einerseits lassen ihn Staffelgiebel und ein wehrhaft wirkender Rundturm an der Südwestecke im späten 16. Jahrhundert altertümlich erscheinen. Andererseits wird die Hofseite durch einen polygonalen Treppenturm mit Renaissanceportal ebenso akzentuiert wie der durch ihn erschlossene Saal im Obergeschoss, dessen Ausmalung mit Jagdszenen, Architekturmalerei und Rollwerkdekor aus der Bauzeit stammt. In den übrigen Trakten blieb von der ursprünglichen Ausstattung kaum etwas erhalten. 1709 kam das Anwesen in den Besitz der Familie von Berlichingen, und einige Zeit später erhielt vor allem das Wohnhaus im Zuge eines Umbaus eine wertvolle neue Ausstattung. Hierzu zählen Stuckdecken, Vertäfelungen, Türen und Fußböden in Formen des Rokoko. Überdies konnten im Erdgeschoss des Winkelbaus reich geschnitzte barocke Pferdeboxen freigelegt werden. Der für kleine Ortschaften charakteristische ritterschaftliche Landsitz bedurfte nach jahrelanger Vernachlässigung dringend einer sorgfältigen Restaurierung. Der Saalbau war bereits dank des Engagements des "Fördervereins Schloss und Heimatmuseum e.V. Merchingen" wiederhergestellt worden. Zusammen mit der Stadt als Eigentümerin der Anlage wurde im Jahr 2000 mit der Sanierung der übrigen Teile begonnen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich an der Instandsetzung von Tor- und Winkelgebäude.