1530 "adelte" Martin Luther (1483-1546) diesen Ort mit seiner Predigt. In der Kapelle von Schloss Wespenstein hielt der große Reformator eine Predigt. Der Gastgeber Sebastian von Pappenheim (vor 1470-1536), Hofrat des sächsischen Kurfürsten Johann (1468-1532) muss sehr stolz gewesen sein. Er war seit Jahren dabei, die Höhenburg über Gräfenthal zu einem stattlichen Schloss auszubauen. Jetzt konnte er seinen Souverän und den großen Luther bei sich empfangen und festlich bewirten. Danach begleitete von Pappenheim den Kurfürsten zum Augsburger Reichstag - freilich ohne Martin Luther, der sich nicht aus dem Schutz des kurfürstlichen Sachsens hinausbewegen durfte. Denn er stand unter Reichsacht, wäre überall außerhalb des Einflussgebiets seines Landesherrn getötet worden. Es ist jedoch anzunehmen, dass Luther dem Kurfürsten und seinem Hofbeamten auf Wespenstein eine Reihe von Argumentationshilfen mit auf den Weg gegeben hat, denn in Augsburg sollte mit dem katholischen Kaiser Karl V. (1500-58) die Zukunft der Kirche besprochen werden.
1438 hatten die Reichserbmarschälle von Pappenheim das Schloss und die Herrschaft auf Wespenstein übernommen. Sebastian von Pappenheim, verheiratet mit Ursula von Wallenrod, baute die Residenz ab 1517 großzügig aus. Seine Söhne führten den Ausbau bis 1541 weiter und empfingen im Jahr 1547 den siegreichen Kaiser Karl V. und seinen Feldherren, den Herzog von Alba. Die Protestanten, die der Vater noch so herzlich 17 Jahre zuvor empfangen hatte, waren im Schmalkaldischen Krieg vernichtend geschlagen worden. Jetzt schien das Herz der von Pappenheim wieder katholisch zu schlagen.
Diese Gräfenthaler Erblinie der von Pappenheim starb 1599 aus. Maximilian von Pappenheim (1580-1639) verschuldete sich so, dass er die Herrschaft schuldenhalber 1621 an Herzog Johann Philipp von Sachsen-Altenburg aus dem Haus Wettin verkaufen musste.
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Umnutzung in der Neuzeit
Im 17. Jahrhundert wechselte Schloss Wespenstein noch mehrfach den Besitzer, bevor es 1686 zum großen Teil niederbrannte und nur teilweise wieder aufgebaut wurde. Aber immerhin werden Teile des Schlosses bis heute genutzt - selten für eine ehemalige Höhenburg. Von 1826-29 erhielt Wespenstein als Amtshaus sein heutiges Aussehen, diente fortan als Gericht. 1920 ging das Schloss in das Eigentum des Landes Thüringen über.
Ruinenteil akut gefährdet
Die heutige Anlage gliedert sich in den mittelalterlichen Ruinenteil, den Pappenheim-Anbau vom Anfang des 16. Jahrhunderts und Bauten aus jüngster Neuzeit. Ein geschieferter Fachwerkbau stammt aus der Zeit um 1790. Von dem mittelalterlichen Bau sind heute noch drei Ecktürme erkennbar. Doch gerade der Ruinenteil ist heute akut gefährdet. Am Schloss trat auf Grund von Dachschäden Schwammbefall auf. Marode Entwässerung leitet die Nässe unkontrolliert gegen die Fassaden, was großflächige Putzschäden verursacht. Die Fenster und Türen sind undicht. Stützmauern sind eingestürzt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte 2012 die zimmermannsmäßige Instandsetzung der Dachkonstruktion, der Deckenbalken und des Fachwerkgerüstes.
Die Instandsetzung des Schlosses schreitet weiter voran. So konnten im Schloss bereits Ausstellungen zur Mittelalterarchäologie sowie zur Heimat- und Schlossgeschichte eröffnen. Und auch die Schlosskapelle findet wieder mehr und mehr Beachtung. Denn als der Reformator Martin Luther hier gepredigt hat, erlebte Schloss Wespenstein seine geschichtsträchtige Blütezeit.
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Mehrgeschossige Anlage aus Bruchsteinmauerwerk, im Kern 14. Jh., 1517 zum Schloss umgebaut, 1537-40 in Teilen verändert, 1570 Turmbau, 1826-29 saniert, Förderung 2012/13
Adresse:
Am Schloßberg
98743 Gräfenthal
Thüringen
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