St. Marien
Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

St. Marien

Hauptwerk der norddeutschen Backsteingotik

Die St. Marienkirche in der Hansestadt Rostock gilt mit ihrer gleichnamigen Schwesterkirche in Lübeck als herausragender Vertreter der Backsteingotik im norddeutschen Raum. Diese entstand im 13. Jahrhundert, als die wirtschaftlich aufstrebenden Städte der Ostsee an Macht und Einfluss gewannen. Mit der Architektur aus Backstein traten sie miteinander in einen Wettstreit, von dem heute eine Reihe repräsentativer Großbauten, vor allem Kirchen und Ratshäuser, zeugen. Neben ihrer beeindruckenden monumentalen Bauweise verfügt die Marienkirche in Rostock zusammen mit der Nikolaikirche in Stralsund über die reichste erhaltene Ausstattung im Ostseegebiet. Seit 1995 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz regelmäßig ihre Instandsetzung.

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Von monumentaler, wuchtiger Gestalt

Die grundlegende Gestalt der Rostocker Marienkirche wurde – abgesehen von der 1796 hinzugefügten Laterne auf dem Turm - bereits im Jahr 1496 vollendet. 1232 findet sich ihre erste Erwähnung. Damals war sie noch eine frühgotische Hallenkirche, die man ab 1290 zu einer Basilika mit Choranbau und Kapellenkranz umbaute. Ursprünglich war nach dem Vorbild der Lübecker Marienkirche ein Doppelturm auf der Westseite geplant. Nachdem jedoch im Jahr 1398 der fast vollendete Bau durch ein herabstürzendes Joch in sich zusammengebrochen war, änderte man den Bauplan, was von außen heute noch an einem Übergang von roten zu gelben Backsteinen erkennbar ist. Die unteren Teile des Chorhauptes mit dem Kapellenkranz und er alte Westbau wurden in ein zweijochiges Langhaus integriert und man fügte das fast ebenso lange Querschiff hinzu. Die Turmanlage erhielt die Marienkirche im 16. Jahrhundert. Die Rostocker Marienkirche weist unter den großen Backsteinkirchen des Ostseeraums einen bemerkenswerten Kontrast zwischen gotischer Architektur und reicher barocker Ausstattung auf.

Außergewöhnliche Kirchenschätze

Die Bronzefünte, ein figürlich reich verzierter Taufkessel, der auf seinem Mittelteil in 21 Bildern das Leben Christi zeigt und von vier Allegorien der Elemente getragen wird, stammt aus dem Jahr 1290. Ein weiterer besonderer Schatz ist der Rochusaltar aus der Zeit um 1530, einer der wenigen erhaltenen von ursprünglich 40 Altären. Seine reichen Verzierungen und geschnitzten Figuren, die meisten davon Schutzheilige der Zunft der Barbiere und Wundärzte, die die Stifter des Altars waren, stammen vermutlich aus dem Umfeld des Lübecker Bildschnitzers Benedikt Dreyer. Die astronomische Uhr hinter dem barocken Hauptaltar wurde im Jahr 1472 in der Marinekirche installiert. Das Hauptuhrwerk, das hauptsächlich noch die originalen Teile enthält, wird bis heute täglich von Hand aufgezogen. Die Figuren der Uhr stellen Apostel und Evangelisten dar, die in einer feierlichen Prozession am segnenden Christus vorbei ziehen. Im Jahr 1751 wurde im Westen des Hauptschiffs der Rostocker Marienkirche eine prächtige Loge für Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg errichtet. Bald darauf, im Jahr 1770, vollendete der Rostocker Orgelbauer Paul Schmidt eines der damals größten Instrumente Mitteleuropas. Es entstand ein faszinierendes, rund 27 Meter hohes Gesamtkunstwerk. Während das Äußere von Fürstenloge und Orgel heute nur einer intensiven Reinigung und Sicherung bedarf, litt das technische Innere des Instruments von Anfang an unter konzeptionellen Fehlern. Mehrere Umbauten und Eingriffe versuchten Abhilfe zu schaffen, doch nicht immer mit glücklicher Hand und öfter noch in Zeiten materieller Not. Hinzu kam im 20. Jahrhundert der reichliche Eintrag von giftigen Holzschutzmitteln. Die Orgelfassade ist geprägt von olivgrünen Tönen der an vielen Stellen der Kirche aufgebrachten Farbfassung der 1840er-Jahre, die Vergoldungen stammen noch von 1770. Acht große Skulpturen sind in Gestalt von Engeln, teilweise Trompete blasend, vorhanden. Im Inneren der Orgel finden wir einen gewachsenen Zustand vor: 5.700 Pfeifen in 83 Registern stammen überwiegend aus dem Jahr 1938, einige aus den Jahren 1983 und 1907, nur wenige sind noch älter. Die technische Anlage besteht aus Material aus den Jahren 1793, 1905, 1938 und 1983. Insbesondere die mehrere Kilometer Gesamtlänge umfassende Verkabelung der elektrischen Spielanlage nach technischem Stand der 30er-Jahre stellt ein Problem dar. Eine umfassend besetzte Expertenkommission hat mit den den Planungen der Maßnahmen begonnen. Die vielen nötigen Voruntersuchungen konnten durch den örtlichen Kirchenmusik-Förderverein ermöglicht werden.

Wirkungsstätte bedeutender Theologen und Kirchenmusiker

Nach der Reformation wirkten in der Marienkirche Rostock bedeutende Theologen als Hauptpastoren und vor allem im 17. Jahrhundert auch bekannte Kirchenmusiker, wie z.B. der Organist Nicolaus Hasse und der Kantor Erasmus Sartorius. 1989 predigte in St. Marien der damalige Pastor und spätere Bundespräsident Joachim Gauck bei Friedensgebeten und Mahngottesdiensten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte zwischen 1995 und 2017 kontinuierlich Mittel unter anderem für die Sanierung des Kirchendaches und des Mauerwerkes und für die Restaurierung von Fenstern und der Ausstattung des Gotteshauses zur Verfügung. Das Projekt der Orgelrestaurierung verfolgt das Ziel, dem Äußeren von Orgel und Fürstenloge wieder den alten Glanz zu verleihen und die klanglich wie technisch unbefriedigende Situation des Musikinstruments nachhaltig zu verbessern. Nach drei Jahrzehnten baulicher Sicherungsmaßnahmen an St. Marien konnte mit der 2016 abgeschlossenen Restaurierung der Kanzel (1574/1723) ein wesentliches Kunstwerk wieder hergestellt werden. Orgel und Fürstenloge sollen der nächste Meilenstein sein.

Hauptwerk der norddeutschen Backsteingotik. Backsteinbasilika mit ausladendem Querschiff, Kapellenumgangschor und Westturmriegel, 13.-15. Jh., Förderung 1995-2000, 2002-17, 2019/20, 2022.

Adresse:
Am Ziegenmarkt
18055 Rostock
Mecklenburg-Vorpommern