Dass der Glockenturm von St. Severini losgelöst von der Kirche
auf dem umliegenden Friedhof steht, ist dem Teufel zu verdanken –
zumindest einer plattdeutschen Legende nach. Die besagt, der Teufel
sei so erbost über das laute Läuten der Glocken gewesen, dass er
versucht habe, den Turm in die Elbe zu werfen. Das misslang: Der
Teufel bekam den Turm nicht ganz zu fassen und musste ihn noch
einmal abstellen. Daraufhin soll Gott ihm entgegnet haben: „Eenmal
dörtst du bloß verseuken“, auf hochdeutsch: „Einmal darfst du es
nur versuchen“. Seither findet man den Turm an eben jener
Stelle.
Gotteshäuser, um die sich solche Legenden ranken, haben eine lange
Geschichte. Die von St. Severini im heutigen Kirchwerder begann im
frühen 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde ein Feldsteinbau
errichtet, der zwischen 1785 und 1791 zu einer Saalkirche mit
Tonnendecken und Emporen erweitert wurde. Heute ist St. Severini
das größte Gotteshaus der vier Stadtteile vom heute zu Hamburg
gehörenden Vierlande. Dort haben es die Bauern im 18. Jahrhundert
zu einem beachtlichen Wohlstand gebracht. Die äußerst fruchtbaren
Marschböden der Region warfen reichlich Ernte ab, so dass die
Bauern selbst zur Innenausstattung der Kirche beitragen
konnten.
Die Emporen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die Kanzel, das
Taufbecken sowie die reich verzierten Bänke zeugen dabei von
qualitativ hochwertigem ländlichem Handwerk. Auf den ersten Blick
stechen jedoch die bunten und etwas skurril wirkenden Gebilde ins
Auge, die neben den Holzbänken aufragen. Es handelt sich hierbei um
Hutständer, auf denen die Männer ihre Kopfbedeckungen während des
Gottesdienstes ablegten. Jeder von ihnen hatte im 18. Jahrhundert
einen festen Platz in den vorderen Bankreihen. Ein ungewöhnliches
Inventar, welches heute wohl nur noch in den vier Dörfern der
Vierlande zu finden ist. Jahrhunderte nach dem vermeintlichen
Versuch des Teufels, sich des Turmes zu entledigen, war dieser
wieder in Gefahr.
Die Holzbalken mussten dringend saniert werden, um die
Standfestigkeit des Turms zu erhalten. 2011 stellte die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz Mittel für Instandsetzung des Turms zur
Verfügung.
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