Stadtpfarrkirche St. Johann Baptist
Neu-Ulm, Bayern
Tür, Tor, Portal

Stadtpfarrkirche St. Johann Baptist

Musterbeispiel ihrer Art

Mitten auf dem stark umfahrenen Johannesplatz im Stadtzentrum von Neu-Ulm steht die Kirche St. Johann Baptist als Solitärbau. Entstanden ist sie 1857 zunächst als einschiffiger neuromanischer Bau am bayerischen Donauufer als katholische Garnisons- und Pfarrkirche. Südwestlich vor dem Sakralbau steht ein Denkmal mit eindrucksvollem Markuslöwen, der 1926 von Fritz Müller-Kamphausen geschaffen wurde.

Erweitert und umgestaltet wurde St. Johann Baptist von 1922 bis 1927 von Dominikus Böhm, der als Reformer des katholischen Kirchenbaues gilt. In expressionistischen Formen erweitert und umgestaltet, zählt das Gotteshaus zu den bedeutendsten Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Böhm baute die einschiffige Kirche zu einem dreischiffigen Bauwerk in neugotisch-expressiver Bauweise um. Die aus dem Material der abgebrochenen Befestigungsanlagen – Jurakalkstein, Ziegel und Biberschwanzreste – gemauerten mächtigen Außenmauern und Türme bilden einen Gegensatz zu dem weißen, mystisch anmutenden Innenraum und den beiden Seitenkapellen, die der Architekt mit dem effektvollen Einsatz von Licht gestaltete.

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Modernes Pendant zum Ulmer Münster

„Neu-Ulm hat mich berühmt“ gemacht, sagte Dominikus Böhm später über sein Werk in der Stadt, die sich ein modernes Pendant zum Ulmer Münster wünschte. Die eigenwilligen Gewölbe machen den Kircheninnenraum zu einer wirkungsvollen Raumschöpfung, insbesondere erkennbar an der Taufkapelle und der Auferstehungskapelle. Über dem Hauptschiff entstand in der Grundform eine große Tonne mit seitlichen Stichkappen in der Arkadenteilung. Die Tonne ist als räumliches „Zellengewölbe“ aus einzelnen Waben gebildet. Die beeindruckende, im Hauptschiff etwa elf Meter überspannende Drahtputzschale wurde freitragend konzipiert.

Die Seitenschiffe deckte man mit komplizierten, prinzipiell auf Kreuzgewölbe zurückgehende Wölbformen mit einem zickzackartig vorspringenden Scheitel ein. Vom Vorgängerbau sind Freskenreste oberhalb der nachträglich eingezogenen Gewölbe, ein zimmermannsmäßiger liegender Stuhl im Dachwerk, vermauerte Rundbogenfenster und Grundmauern zu erkennen.

Auferstehungskapelle vollständig saniert

1945 führten schwere Bombenschäden unter anderem zur Zerstörung der gesamten Verfensterung. Ab 1946 erfolgte der Wiederaufbau unter Dominikus Böhm. Notwendig wurde die Maßnahme wegen der zu schwachen Unterfangung, was statisch-konstruktive Mängel nach sich zog. Dazu zählen Risse im aufgehenden Mauerwerk. Hinzu kam die zu ertüchtigende und instand zu setzende Innenraumschale. Durch den Einsatz von nicht frostbeständigen Ziegelplatten bei den Um- bzw. Neubauarbeiten 1927 kam es zu Abplatzungen. Die 3 cm dicken Ziegelplatten wurden speziell wieder angefertigt und in Mörtel verlegt. Die Dachhaut wurde originalgetreu wieder hergestellt. Zur Vermeidung weiterer aufsteigender Feuchtigkeit im Spritzwasserbereich wurde eine laufende Drainage eingebracht, die in das Regenwassersystem mit eingebunden ist. Die innere Raumschale wurde ebenfalls saniert, da es in der Vergangenheit bei Wassereinbrüchen zu Feuchtigkeitsschäden gekommen war. Bei diesem Bauabschnitt wurden auch die Fenster restauriert, sodass die Auferstehungskapelle heute in restauriertem Zustand besichtigt werden kann.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Dachsanierung des Langhauses, die Instandsetzung der Innenraumschale der Krypta sowie die Restaurierung des Taufsteins. Sie förderte im Jahr 2022 auch die Restaurierung der eingelagerten originalen Christusfigur. Die Figur ist Teil der das Westwerk bekrönenden Kreuzigungsgruppe auf dem Johannesplatz und soll dort wieder aufgestellt werden.

Expressionistischer dreischiffiger Bau, erbaut 1857, umgestaltet 1922-27 durch Dominikus Böhm, Förderung 2009, 2016, 2018, 2021, 2022.

Adresse:
Johannesplatz
89231 Neu-Ulm
Bayern