Sternwarte
Sonneberg, Thüringen
© Sternwarte Sonneberg

Sternwarte

Ein Blick in die Sterne und irdische Gefahren

Im Süden Thüringens, nördlich des Zentrums von Sonneberg kann seit 1925 eine Institution bestaunt werden, die einst Weltruf genoss: Das Observatorium auf dem Erbisbühl, bei seiner Eröffnung das höchstgelegene Deutschlands, ermöglicht faszinierende Beobachtungen des nördlichen Sternenhimmels. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Anlage auf heute sieben Gebäude erweitert und kontinuierlich technisch nachgerüstet. Die Sternwarte Sonneberg wäre nach der Wende beinahe für immer geschlossen worden und konnte nur durch engagierten Einsatz gerettet werden. Heute bedrohen undichte Kuppeln und schadhafte Bauteile die technische Ausstattung. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei der Restaurierung dieses besonderen Denkmals!

Spenden Sie jetzt für die Sternwarte Sonneberg!


Vom Kindheitsinteresse zur Zeitmaschine

Die „Veränderlichen“ hatten es Cuno Hoffmeister angetan - Sterne, die merklich in ihrer Helligkeit schwanken. Schon als Zwölfjähriger begann er im Elternhaus, mit einem Teleskop den Nachthimmel zu beobachten. Dem Plan, in die Puppenfabrik seiner Eltern einzutreten, konnte er sich entziehen, holte das Abitur nach und studierte Astronomie, Mathematik und Physik. Hoffmeister forcierte den Bau einer städtischen Sternwarte auf dem nördlich knapp 200 Meter oberhalb der Stadt gelegenen Berg und stand dieser für die nächsten vierzig Jahre vor. In dieser Zeit entdeckte er fast zehntausend Sterne und dokumentierte diese - noch heute ein Alleinstellungsmerkmal der Sternwarte Sonneberg. Über nunmehr 70 Jahre wurde der Sternenhimmel ohne Unterbrechungen fotografisch dokumentiert, das Ergebnis ist ein wahrer Schatz: Das Archiv stellt mit 275.000 Fotoplatten das zweitgrößte der Welt dar. Es ist eine wahre Zeitmaschine und zieht noch heute internationale Wissenschaftler auf den Erbisbühl.

Veränderungen im Strudel der Geschichte

1930 wurde die Sonneberger Sternwarte zu einer Abteilung der Universitätssternwarte Berlin-Babelsberg, nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie zur Deutschen Akademie der Wissenschaften, später Akademie der Wissenschaften der DDR. Ein Teleskop wurde als Reparationsleistung auf die Krim verbracht, was der Forschungsarbeit vor Ort keinen Abbruch tat. Bis 1965 wurde die Anlage erweitert. Den internationalen Austausch jedoch brachten der Mauerbau und die Lage der Sternwarte im DDR-Grenzgebiet zum Erliegen. Ein 1972 eingebautes, großes Spiegelteleskop war ursprünglich entwickelt worden, um astronomische Beobachtungen direkt ins DDR-Fernsehen übertragen zu können. Die eigenwilligen, silbrig glänzenden Aluminiumblech-Verkleidungen verdanken die Beobachtungsgebäude wohl dem Ende des Flugzeugbaus in Dresden - das überschüssige Aluminium konnte hier verbaut werden. Ein Vorteil: Das Material kühlt schnell ab, somit werden nächtliche Beobachtungen nicht durch abgesonderte flirrende Restwärme gestört. Nach der Wende wurde die Sternwarte wie alle akademischen Institutionen der DDR vom Wissenschaftsrat evaluiert. Die Einrichtung sollte der neu gegründeten Thüringer Landessternwarte in Tautenburg einverleibt werden - das Ende schien besiegelt. Nicht nur in Sonneberg regte sich Widerstand, am Ende setzten sich die verbliebenen Wissenschaftler erfolgreich für den Erhalt der Anlage ein.

Gefahr für die originale Ausstattung

Auf einer hölzernen Bühne im Kuppelraum von Haus 6 befindet sich das älteste Instrument der Anlage, das Linsenfernrohr, welches sich schon im Elternhaus von Cuno Hoffmeister befand. Ein mechanischer Antrieb tackert vor sich hin. Das Signal für den Gleichlauf kommt aus dem Hauptgebäude. Dort sorgen große Pendeluhren dafür, dass sich die Teleskope mit der richtigen Geschwindigkeit drehen. Bei geöffneter Kuppel sieht man die Probleme nicht sofort, doch kaum ist das Dach geschlossen, scheint an einzelnen Stellen das Licht durch - ein Problem aller Kuppeln. Fast alle schließen nicht mehr vollständig. Eindringendes Regenwasser und Frost gefährden die Substanz der Gebäude und die wertvollen Instrumente, öffnet man die Kuppeln bei Minusgraden, reißen die Lippen an der Kuppelabdeckung und verschlimmern den gegenwärtigen Zustand. Auch sind teilweise Schwammschäden zu erkennen. Die Restaurierung der Sternwarte ist wegen der vielen Gebäude und der unterschiedlichsten Probleme eine große Herausforderung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte hierbei helfen und damit auch den Schutz der herausragenden technischen Ausstattung gewährleisten. Nur so kann ein Stück Wissenschaftsgeschichte nicht nur konserviert, sondern weitergeschrieben werden. Bitte helfen Sie mit, dass die Sternwarte nicht von der Bildfläche verschwindet. Sonneberg braucht eine Perspektive, die nicht Lichtjahre entfernt ist!

Sternwarte aus der Zwischenkriegszeit. Einweihung 1925. Das erste Gebäude wurde 1925/28 erbaut, weitere bis 1965 hinzugefügt. Förderung 2021-2024.

Adresse:
Sternwartestr. 32
96515 Sonneberg
Thüringen