Theatinerkirche
München, Bayern

Theatinerkirche

Eine Kirche als Dank für das Familienglück

Wohl kein Besucher der Münchner Altstadt kann das leuchtend gelbe Denkmal am Odeonsplatz übersehen. Die Geschichte der Theatinerkirche begann mit der Brautwahl des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern für seinen Sohn Ferdinand Maria. Henriette Adelheid von Savoyen aus dem italienischen Turin galt als besonders hübsch, war katholisch und sprach deutsch, was dem bayerischen Königshaus wichtig war. Die 1650 geschlossene Verbindung der beiden damals erst 14jährigen blieb lange kinderlos und die Sehnsucht nach einem Kronprinzen war groß. So groß, dass Henriette Adelheid ein Gelübde ablegte, als Dank für die Geburt eines Sohnes die „schönste und größte“ Kirche errichten zu lassen. Im Jahr 1660 kam ihre Tochter Maria Anna Victoria zur Welt und zwei Jahre später der ersehnte Kronprinz, der auf den Namen Maximilian II. Emanuel getauft wurde.

Sein Gelübde erfüllte das Kurfürstenpaar noch im selben Jahr mit der Stiftung eines Konvents des in Italien weit verbreiteten Theatinerordens und einem Auftrag an den italienischen Architekten Agostino Barelli, eine prachtvolle Kirche für den Orden und den Hof zu bauen.

Spenden Sie jetzt für Sakralbauten


Kirche nach italienischen Vorbildern

Als Vorbild für die Fassaden und den Grundriss der Theatinerkirche diente Sant'Andrea della Valle in Rom, die Mutterkirche des Theatinerordens, die auch heute die dritthöchste Kuppel in Rom besitzt. Weil Barelli mit dem Bauleiter Antonio Spirelli in Streit geriet, der zugleich Theatiner und Beichtvater von Henriette Adelheid war, verließ er nach Vollendung des Rohbaus München. Am 11. Juli 1675 wurde die Kirche mit der 71 Meter hohen Vierungskuppel - noch weitestgehend im Rohbauzustand - dem heiligen Kajetan, einem der beiden Gründer des Theatinerordens, geweiht. Henriette Adelheid starb bereits im Jahr darauf und durfte ihre Vollendung nicht mehr erleben.

In der Folge wirkten mehrere Architekten an der Errichtung von St. Kajetan. 1684 und 1692 wurden die beiden 65 Meter hohen Türme vollendet, deren Schnecken unter den Turmhelmen durch die Kuppel von Santa Maria della Salute in Venedig inspiriert sind.1688 beendeten die Künstler die Innenausstattung. Weil man sich nicht auf die Fassadengestaltung einigen konnte, wurde diese erst rund 100 Jahre nach der Fertigstellung im Stil des Rokokos vollendet.

Hochbarock vom Feinsten!

Das innere des Kirchenraum ist überaus prachtvoll. Im Stil des italienischen Hochbarock ziehen sich korinthische Säulen, Putti und florale Zierelemente entlang des gesamten Kirchenschiffs. Die reiche Ausstattung erreicht ihren Höhepunkt im Altarraum, der heute nicht mehr im Original erhalten ist. Ursprünglich erreichte man über drei Stufen die Kommunionbank, hinter der sich eine monumentale Chorschranke befand, bestehend aus überlebensgroßen Figuren der vier Evangelisten, einem kuppelförmigen Tabernakel und einem davor gelagerten Altartisch. Im Chorhaupt erhob sich das von gewundenen Doppelsäulen gerahmte, barocke Hochaltarblatt von Antonio Zanchi. Der gesamte Chorraum wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff zerstört. Chorschranke, Altar und Tabernakel wurden zerstört, auch die Figuren der Evangelisten wurden teils zerstört und stark in Mitleidenschaft gezogen.

Restauriert mit modernster 3D-Technik

Während die Figur des Matthäus verschollen ist, konnte die beschädigte Figur des Lukas wiederhergestellt werden. Gemeinsam mit ihrer Treuhandstiftung "Baudenkmalstiftung München" hat die Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung ab 2009 gefördert. Der Evangelist und der ihm zur Seite gestellte Stier waren stark verbrannt. Bei der "Wiederauferstehung" des Lukas wurde darauf geachtet, dass originale und ergänzte Teile deutlich voneinander unterschieden werden können. Für die Ergänzungen wurde modernste 3D-Technik verwendet. Die wenigen erhalten gebliebenen und teils verkohlten Originalteile der hölzernen Lukasskulptur wurden erst per Laserstrahl abgetastet. Danach konnte das Gesamtbild am Computer dreidimensional wiederhergestellt werden. Anschließend wurden die verloren gegangen Teile millimetergenau maschinell im 3D-Druckverfahren rekonstruiert und handwerklich nachbearbeitet. Heute können drei der ursprünglich vier Evangelistenfiguren wieder in ihrer ganzen hochbarocken Pracht in der Münchner Theatinerkirche bewundert werden, während gleichzeitig die Spuren und Verletzungen der Vergangenheit deutlich sichtbar geblieben sind.

Basilika, 1663-76 von Agostino Barelli und Henrico Zuccalli, Fassade ab 1765 nach Entwürfen von François de Cuvilliés, Förderung 2005, 2007, 2009, 2011, 2013-14, 2017

Adresse:
Theatinerstrasse
80539 München
Bayern