Wer zu viel Wein getrunken hat, torkelt zuweilen. Angesichts der südwestdeutschen Bezeichnung der großen Weinpresse, dem Torkel, könnte man annehmen, dass hier mancher bei der Arbeit zu viel des guten Tropfens trank. Die Bezeichnung für Betrunkene entstand jedoch wegen der schwankenden Bewegung eines Torkels. In anderen Regionen ist er als Kelter, am Oberrhein und in der Schweiz als Trotte bekannt. Um die Weintrauben nicht mehr mit den Füßen zerstampfen zu müssen, entstanden diese gigantischen Pressen, mit denen man sich die Hebelwirkung am Ende großer Baumstämme, dem sogenannten „Torkelbaum“ zunutze machte. Rund um die Pressvorrichtung baute man Häuser, die nun selbst auch „Torkel“ genannt wurden. Am Ortsrand von Bodman, unmittelbar am Bodensee gelegen, steht ein besonders schmuckvolles Exemplar, das 1772 gebaut wurde und ein bedeutender Vertreter dieser Bauform ist.
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Phantasievoll gemauerte Lüftungsöffnungen
Seit seiner Entstehung im Besitz des gräflichen Hauses Bodman, wird der Torkel auch Schlosstorkel genannt. Man presste damit die Ernteerträge von Obst und Wein, auch aus dem seit über 900 Jahre nachgewiesenen Königsweingarten. Bis in die 1960er-Jahre wurde der Torkel noch rege genutzt. Auf der nördlichen Seite in seinem Inneren befindet sich immer noch der mächtige Torkelbaum. Das Gebäude selbst wurde über einem massiven Sockel in spätbarocker Formensprache aus Fachwerk errichtet. Die unteren Gefache sind geschlossen. Auffällig sind die beiden oberen Gefachebenen, die mit phantasievoll gemauerten Lüftungsöffnungen übersät sind. Sie erstrecken sich wie ein Muster um den Torkel. Das große Walmdach mit den vielen Gauben ist dreigeschossig. In der Westseite des Torkel war seit 45 Jahren eine Gastronomie eingebaut, deren Pächter auszog. Der Eigentümer nahm dies zum Anlass, den Torkel grundlegend zu sanieren.
Feuchtigkeitsschäden im Sockel- und Dachbereich
Das war bitter nötig, denn in der „Torkelstube“ hatte sich im Boden schon der echte Hausschwamm eingenistet. Um seine Ausbreitung zu verhindern, wurde er entfernt und ein Dielenboden eingebaut. Feuchtigkeit machte dem Torkel zu schaffen, sowohl von oben, weil die Dachdeckung schadhaft war, als auch im Sockelbereich, von dem die Feuchtigkeit aufstieg. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte 2018 die Sanierung dieses Baudenkmals.
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Fachwerkbau mit massivem Sockel, im Stil des Späbarock um 1772 errichtet, Förderung 2018
Adresse:
Am Torkel
78351 Bodman-Ludwigshafen
Baden-Württemberg
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