1846, in einer stürmischen Nacht kurz vor Weihnachten, trat im hessischen Nauheim aus einem aufgegebenen Bohrloch zur Salzgewinnung ein mächtiger Solestrom dampfend aus der Erde. Mit seinen Heilkräften markierte er den Aufstieg Bad Nauheims, das im 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten Kurstädte Europas wurde. Auf der Sprudelfassung des „großen Sprudels“, der später von weiteren acht Heilquellen ergänzt wurde, ist heute noch zu lesen: „Auf Gottes Geheiß aus der Tiefe geboren/der Lebenden Leiden zu lindern erkoren“. Zwischen 1905 und 1912 ließ der Kurfürst Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein im kunstvollen Jugendstil die Kurarchitektur erweitern und erneuern. Die Trinkkuranlage ist ein Teil von ihr.
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Ein Tempel für Heilsuchende
Drei Badequellen und sechs Trinkquellen bieten die Bad Nauheimer Kuranlagen. Vor allem für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kamen die Heilsuchenden in den Kurort, darunter auch die Kaiserinnen von Deutschland, Österreich und Russland, nach deren Besuch man stolz vom „Drei-Kaiserinnen-Bad“ sprach. Heilungsgeschichten wie die von Otto von Bismarck machten die Runde. Nachdem ihm seine Ärzte schon angeraten hatten, sein schlecht durchblutetes Bein zu amputieren, konnte er von diesem Schicksal durch eine Trinkkur in Bad Nauheim bewahrt werden. Um die Bade- und Trinkkuranlagen zu erneuern und zu erweitern, entstanden unter der Leitung von Wilhelm Jost am Anfang des 20. Jahrhunderts die künstlerisch gestalteten Jugendstil-Anlagen.
Zunächst wurde der Sprudelhof mit 386 Badestellen und reich ornamentierten Badehäusern, Wartesälen und Schmuckhöfen gebaut. Von 1910-1912 entstand die daran anschließende hufeisenförmige Trinkkuranlage. Wandelgänge und eine große Konzertmuschel boten Gelegenheit für ein gesellschaftliches Beisammensein. Für die Trinkwasserquellen baute man eine Trinkhalle mit einem Brunnen, der an einen Tempel mit einem heiligen Gral erinnert: Der Spender des heilkräftigen Wassers ist mit einer goldenen Kuppel bekrönt. Er ist von einer achteckigen, halbhohen Mauer umschlossen. Sie zeigt die Formenvielfalt der farbig lasierten Fliesen von Jakob Julius Scharvogel, der in Darmstadt die Großherzogliche Keramische Manufaktur leitetet und zu den bedeutendsten Keramikern des frühen 20. Jahrhunderts gehört.
Wiederbelebung nach Untergang der Kur-Ära
In den 1980er Jahren ging die große Zeit des Kurorts zu Ende. Durch neue Behandlungsmethoden für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sparbemühungen im Gesundheitswesen verzichtete man zunehmend auf teure Kuraufenthalte. Die Kuranlagen verloren an Bedeutung und begannen zu verfallen. Seit einigen Jahren ist man nun bemüht, das kostbare Jugendstilensemble zu erhalten und neuen Nutzungsmöglichkeiten zuzuführen. Die Bausubstanz des wertvollen Ausschankbrunnens konnte bereits gesichert werden.
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hufeisenförmige Trinkkuranlage; Baujahr 1910-1912 im Jugendbaustil, als Erweiterung des Sprudelhofes mit Badestellen, Badehäusern, Wartesälen und Schmuckhöfen; Förderung 2020, 2021
Adresse:
Ernst-Ludwig-Ring 1
61231 Bad Nauheim
Hessen
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