Es gibt wenige Deutsche, die nicht bereits mindestens einmal - ob bewusst oder unbewusst - vor einem seiner Gebäude standen: Oswald Mathias Ungers (1926-2007) war ein deutscher Baumeister und Architekturtheoretiker. Das Torhaus der Frankfurter Messe oder die Galerie der Gegenwart, Bestandteil der Hamburger Kunsthalle, zum Beispiel stammen von ihm. Ungers wurde ähnlich bekannt wie sein Lehrer Egon Eiermann (1904-70), der die Neubauten an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin oder das Abgeordnetenhochhaus in Bonn erbaut hat. Ungers’ Bauten zeichnen sich durch ihre strenge geometrische Gestaltung aus. Elementare Formen wie das Quadrat oder der Kreis finden sich in jedem seiner Entwürfe wieder. Bis heute prägen Sie die deutsche Nachkriegsmoderne. Auch sein Wohnhaus in Köln-Müngersdorf verdeutlicht seine Auffassung von Architektur.
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Wohn- und Bürohaus einer deutschen Architektur-Ikone
Im Kölner Stadtteil Müngersdorf, am Eckgrundstück Belvederestraße/Quadrather Straße, errichtete Ungers 1958/59 ein für seine Arbeit programmatisches Gebäude, mit dem er sich auch von seinem Ziehvater Eiermann absetzen wollte. „Sein!“ Haus war Wohnort und Architekturbüro in einem. 1989 fügte Ungers - eine Ikone der deutschen Nachkriegsarchitektur - dem Bau eine kubische Bibliothek an, die heute mit 12.000 Bänden zur Architektur ebenso einzigartig ist. Das Bauensemble fügt sich in eine damals bereits existierende Häuserzeile ein, deren Material, Traufhöhe und Satteldach der Ursprungsbau aufgreift. Das Haus zeigt sich als ursprünglich dreiseitig freistehender, aus mehreren verschachtelten Kuben und Zylindern zusammengefügter Bau mit bis zu drei Geschossen. Klinkerfassaden mit Betonbändern, ein Satteldach und mehrere Flachdächer prägen die Ansicht. Der Eingang von ursprünglich zwei Einliegerwohnungen und dem Architekturbüro erfolgte über die Belvederestraße durch ein doppelläufiges Treppenhaus. Die Privatwohnung der Familie Ungers im 1. und 2. OG erreichte man separat über die Quadrather Straße durch eine Wendeltreppe aus Terrazzo, die von einer Lichtkuppel überwölbt ist.
Die Straßenansichten des Gebäudes wirken mit ihren gestaffelten, teils vorspringenden Wandflächen relativ geschlossen - ein bisschen wie eine Burg. Bis heute gilt Ungers´ Bau durch die "ehrliche" Verwendung von Sichtbeton und Klinker als herausragendes Beispiel des modernen „Brutalismus“. Zum Privatbereich hingegen öffnet sich der Bau mit Dachterrassen und durchfensterten Innenhöfen. Um die zylindrische zentrale Treppe als vertikalem Gestaltungselement gliedern sich alle Gebäudeteile offen durch unterschiedliche Kuben, Quader, Zylinder, Innenhöfe, Mauern und Terrassen.
60 Jahre Architekturgeschichte
Der Bau in Köln-Müngersdorf ist von besonderer architekturgeschichtlicher Bedeutung und ein wichtiges Zeugnis der Architektur nach 1945 in Deutschland; mittlerweile ist das Denkmal über 60 Jahre alt. Seit 2020 untertützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Erhalt des Wohn- und Bürohauses des international renommierten Architekten Oswald Mathias Ungers.
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Wohn- und Bürohaus der Architekturikone Oswald Mathias Ungers; Baujahr 1958/59 ; 1989 Ergänzung der kubischen Bibliothek; Förderung 2020, 2021, 2022.
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