Für die schwäbische Familie Franck war die Geschichte des als Muckefuck bezeichneten Ersatzkaffees eine Erfolgsgeschichte. 1828 ließ Johann Heinrich Franck in Vaihingen an der Enz eine erste Zichorienfabrik errichten. Vierzig Jahre später verlegte er den Sitz seiner Firma nach Ludwigsburg. Die gerösteten Wurzeln der Wegwarte boten unter dem Namen "Aecht Franck" lange Zeit eine gefragte Alternative zum teuren Bohnenkaffee. Als Robert Franck zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Unternehmen übernahm, beauftragte er die renommierten Stuttgarter Architekten Paul Schmohl und Georg Staehelin mit dem Entwurf einer Villa in beschwingten Jugendstilformen, die in ein steiles Hanggrundstück in Murrhardt hineinkomponiert werden sollte. Das 1904-07 errichtete Gebäude diente nicht nur als firmeneigenes Schulungszentrum, sondern auch als persönlicher Sommer- und Altersruhesitz der Familie. Die Gartenseite des Hauses ist zugleich Schauseite und wird von einer langen Freitreppe beherrscht, die auf halber Höhe eine Brunnenterrasse einbezieht. Im Inneren entging dem Dekorationswillen der Raumkünstler kein Detail: Vom Heizungsgitter bis zum Zigarrenhalter in der Herrentoilette war alles funktional und ästhetisch aufeinander abgestimmt. Nachdem die Tochter von Robert Franck das Anwesen kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verkauft hatte, wurde hier in den 1950er Jahren ein Altenheim eingerichtet. Die neuen Eigentümer übernahmen 2001 das unter Denkmalschutz stehende Gebäude in Erbbaupacht. Sie fanden die hochwertige Innenausstattung schadhaft, aber immerhin komplett erhalten vor. Weniger erfreulich war der Zustand der Außenarchitekturen: Die Freitreppe aus Sandstein war baufällig und musste gesperrt werden. Zur Sicherung der Außenanlagen, vor allem aber für die Wiederherstellung der Treppe, steuerte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 135.000 Euro bei - dies auch aus den Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
Adresse:
71540 Murrhardt
Baden-Württemberg