Villa Nordstern
Lehrte, Niedersachsen
Von Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21352636

Villa Nordstern

Dem Spuk der „Gruselvilla“ wird ein Ende bereitet

Die Villa Nordstern in Lehrte aus dem Jahr 1892 regt mit ihrer prachtvollen Gründerzeitarchitektur inmitten des parkartigen Geländes die Fantasie an. Als „Gruselvilla“, in der es spuke, stand sie seit den 1990er Jahren leer und zog in den letzten Jahren junge Leute an, die in sie einstiegen, um sie als „lost place“ mit schauriger Musik im Internet zu präsentieren. 2003 wurde der Abriss des seit 1987 eingetragenen Denkmals beantragt, jedoch nicht realisiert. Zur Freude der Lehrter Einwohner, die bereits Unterschriften sammelten, um den damaligen Eigentümer zu bewegen, die Villa zu veräußern, fand sich 2018 ein denkmalerfahrener Investor, der die Vision hat, die Villa für eine Kita so denkmalgerecht umzubauen, dass sie möglichst viele Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder bietet. Die wertvolle Ausstattung soll dabei erhalten bleiben.

Spenden Sie jetzt für Wohnbauten & Siedlungen


Benannt nach dem Rennpferd des Fabrikanten

Die Villa besitzt zwei hohe Stockwerke und ein schiefergedecktes Mansarddach. Ein umlaufendes Gebälk, ein Konsolgesims an der Traufe und die aufwendigen Fensterrahmen lassen den Bau als Entwurf im Stil der Neurenaissance erkennen. Durch eine lange Toreinfahrt gelangt man zu dem weithin sichtbaren Schlösschen, das früher eine Außentreppe zierte. Türmchen, Erker, Giebel und eine Stuckfassade zeugen von dem Erfolg seines Erbauers. Eine repräsentative Eingangshalle empfängt den Besucher. Die Decken vieler Räume sind mit reichhaltigem Stuck an den Decken, Bodenmosaiken und Säulen geschmückt. Außer der Villa selbst gab es noch bis 1948 ein Gestütsgebäude, eine Reithalle und ein eigenes kleines Wasserwerk mit Wasserturm.

Der Erbauer der Villa, Hermann Manske (1839-1918), war nicht nur ein erfolgreicher Industrieller und Pionier der Zementindustrie in Deutschland, er betrieb auch einen Pferderennstall. Die Gründerzeitvilla auf dem 42.000 m² großen Grundstück, in der er mit seiner Gattin und seinem Stiefsohn lebte, benannte er nach seinem Lieblingspferd Nordstern. Hermann Manske setzte seinen Reichtum auch für soziale Zwecke ein. Über eine Betriebskrankenkasse, eine Kantine und Arbeiterwohnungen sorgte er nicht nur für seine Arbeiter, sondern stiftete auch ein Krankenhaus für die Stadt Lehrte. Jedoch erfuhr er durch zunehmende Konkurrenz und seine Fehleinschätzung des Absatzmarktes in Übersee seinen Niedergang. 1906 hat er die Firma Portland-Cementfabrik Alemannia H. Manske & Co gegründet, die ihren Sitz in der Villa hatte. Kurz darauf, im Jahr 1911, musste er jedoch schon Konkurs anmelden und in der Folge seinen Rennstall und das Haus verkaufen.

Große Pläne für das Gründerzeit-Schmuckstück

Schon in den 1910er Jahren diente die Nordstern-Villa als Kindererholungsheim und in ihrer weiteren Geschichte als Flüchtlingslager und Kinderheim. 1993 wurde sie an einen Privatmann verkauft, der sie als privaten Wohnraum nutzen wollte, dieses Vorhaben aber nie umsetzte. Der prächtige Bau aus der Gründerzeit besitzt ungewöhnlich viele erhaltene bauliche Details und das soll auch so bleiben!

Der Fabrikant Herman Manske ließ sich 1892 die prächtige Gründerzeitvilla errichten und benannte sie nach einem seiner Rennpferde "Nordstern", Förderung 2021

Adresse:
Villa Nordstern
31275 Lehrte
Niedersachsen