Wasserschloss Glatt
Sulz, Baden-Württemberg

Wasserschloss Glatt

Lebendige Geschichte und überzeugendes Nutzungskonzept

Das Wasserschloss Glatt nördlich von Sulz gehört zu den wenigen erhaltenen Renaissanceschlössern Süddeutschlands und Wasserschlössern Baden-Württembergs. Mit seiner Innensanierung am Ende der 1990er Jahre, an der auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt war, wurde ein nachhaltiges Nutzungskonzept entwickelt: Ein Schloss-, ein Adels- und ein Bauernmuseum unter seinen Dach vermitteln anschaulich die Hintergründe seiner Geschichte und werden gerne besucht. Eine Kunstgalerie schlägt die Brücke in die Gegenwart der Region. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Dach- und Fassadensanierung der in Baden-Württemberg einzigartigen Anlage.

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Wehrhaftigkeit und Repräsentation gegenüber den Bauern

Die Entstehung von Wasserschloss Glatt beginnt mit einer Burganlage, die die Herren von Neuneck im 14. Jahrhundert an seiner Stelle errichteten. Bauherr Reinhard von Neuneck (1475-1551) fügte ihr 1513 den Torturm und die Schildmauer hinzu. Um diese Zeit stieg die Unzufriedenheit der Bauern, vor allem im süddeutschen Raum und damit auch im Ostschwarzwald. 1525 hielten die Bauern in den zwölf Artikeln von Memmingen ihre Forderungen auf grundlegende Menschenrechte fest und zogen – in Glatt waren es um die 1200 Menschen – gegen die Herrschaft. In Abwesenheit von Reinhard von Neuneck wurde das Wasserschloss am 28. April 1525 eingenommen. Die Bauern plünderten die Vorräte, nahmen Geschosse und Pulver mit und zerstörten den verhassten Galgen, den die Neunecker im Jahr 1521 hatten errichten lassen. Letztlich endeten die Aufstände jedoch mit der Hinrichtung ihres Anführers und Gefängnis- sowie Geldstrafen für die Teilnehmer.

Als Reinhard von Neuneck vermutlich 1533 mit den Planungen für die Dreiflügelanlage nach dem Vorbild der italienischen Renaissance begann, stand er noch unter den Eindrücken des Erlebten. So zeigt das Schloss mit den vier runden Ecktürmen, der Schildmauer und dem wassergefüllten Graben Wehrhaftigkeit. Gleichzeitig erhielt es mit seinen zahlreichen Fenstern, die durch rote Freskomalerei besonders hervorgehoben werden, einen repräsentativen Charakter. In den Südflügel wurde eine zentrale Kapelle integriert. Eine architektonische Besonderheit stellen die Treppenhäuser dar. Vor allem das östliche verfügt noch über ein Kreuzgratgewölbe-Unterbau für die Treppe. 1547 waren die Arbeiten beendet. Im Jahr 1688 stockte die Familie Landsee das Schloss auf. Um 1700 wurde die Kapelle über die Mauerflucht erweitert, sodass ihr geschlossener Chor von außen zu erkennen ist. 1706 übernahm das Kloster Muri die Herrschaft am Neckar und mit ihr die Anlage. Zu der Zeit entstand die so genannte „Weißfassung“ der Fassade, unter der die alte Rotfassung so konserviert war, dass sie bei der Außensanierung 1991 Jahren wieder sichtbar gemacht werden konnte.

Dächer gesichert

Seit 1970 ist die Gemeinde Glatt im Besitz des Wasserschlosses. Nach der letzten großen Außensanierung 1991 standen 2022 erneut Maßnahmen an: Die Außenhaut des Bauwerks musste restauriert und konserviert werden. Die Fenster bedurften einer Überarbeitung, der Wassergraben musste abgedichtet, entschlammt und saniert werden. Vor allem aber bereiteten die Dächer Sorge: Sie wurden gereinigt, entmoost und repariert, um Wasserschäden zu vermeiden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte bei der Umsetzung der nötigen Maßnahmen zum Erhalt des Kultur- und Museumszentrums Wasserschloss Glatt.

Dreiflügelanlage in Renaissanceformen, 1533 über älteren Resten, Förderung 1999, 2022.

Adresse:
Wasserschloss
72172 Sulz
Baden-Württemberg