Wedelfeldmühle
Sande, Niedersachsen

Wedelfeldmühle

Landgewinnung am Jadebusen

Westlich des Jadebusens entstand am 16. Januar 1362 durch die so genannte Marcellusflut eine Ausbuchtung, deren Wasser sich wegen des vorhandenen Torfes dunkel färbte und die deshalb das Schwarze Brack genannt wurde. In den folgenden Jahrhunderten gewann man langsam, begleitet von wirtschaftlich motivierten Rechtsstreits zwischen Ostfriesland und Oldenburg, das Schwarze Brack als Land zurück. Zu diesem Zweck genehmigte Graf Wedel zu Gödens im Jahr 1833 die Wedelfelder Wasserschöpfmühle, mit der das Wasser aus dem eingedeichten Gebiet abgepumpt werden konnte. Die Wedelfeldmühle steht am Rande von Neustadtgödens ("Frieslands schönstem Dorf"). Über einen höher gelegenen Wiesenweg gelangt man zu dem eingeschossigen Bau, links und rechts des Weges ziehen sich Wassergräben entlang, die das ehemalige Wirkungsgebiet der Wasserschöpfmühle nachvollziehen lassen. Eine Besonderheit befindet sich im Innern der Mühle: Die Technik ihrer Wasserhebeanlage wird dem Griechen Archimedes zugeschrieben.

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Archimedische Schraube in Deutschlands Norden

Die archimedische Konstruktion besteht aus einer schneckenförmigen Schraube, die in einen eng angepassten Trog, heute häufig ersetzt durch ein Rohr, eingepasst ist. Durch die Windtechnik wurde die Schraube gedreht, deren gewundene Schraubblätter Wasser auf ein höheres Niveau beförderten. Die Wedelfeldmühle besitzt zwei dieser Schrauben, die durch Ein- und Aushebeln der Gänge einzeln betrieben werden können. Jede von ihnen befördert zwanzig Kubikmeter Wasser in der Minute über eine Höhe von 70 Zentimetern. Mit dieser Leistung konnte man eine Fläche von 400 Hektar entwässern. Die Wedelfeldmühle ist die einzige, noch erhaltene, voll funktionsfähige Wasserschöpfmühle im Landkreis Friesland. Mit Fertigstellung eines neuen Schöpfwerks stellte die Mühle 1962 ihren Betrieb ein.

Rettung für den Erdholländer

Im Jahre 1980 pachtete der Heimatverein Gödens-Sande e.V. die Mühle, um sie zu erhalten. 1981 konnte die Wasserschöpfmühle erstmals wieder zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen werden. Zunächst mussten aber nach der Neuverpachtung die Flügel und der Mühlensteert überholt, bzw. ausgetauscht werden. Auch in den folgenden Jahren wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten vom Heimatverein durchgeführt. Die reetgedeckte Wedelfeldmühle Sande ist ein so genannter Erdholländer. Obwohl in Holland Mühlen hauptsächlich zur Entwässerung der Polder eingesetzt wurden - während man im Rest Europas die meisten Mühlen zum Mahlen von Korn verwendete - bezeichnet der Name „Holländer“ die Windvorrichtung und nicht die Entwässerungstechnik. Holländermühlen besitzen eine bewegliche Kappe, mit der die Räder in den Wind gedreht werden können. Ein „Erdholländer“ ist ohne steinernes Erdgeschoss ebenerdig gebaut, sodass die Flügel nahe dem Boden enden. 2014 stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Mittel für die Instandsetzung der Mühlentechnik zur Verfügung.

Reetgedeckte Wasserschöpfmühle, 1844, Förderung 2014, 2016

Adresse:
Timpweg
26452 Sande
Niedersachsen