Deutsche Stiftung Denkmalschutz fordert Aussetzen der Abrisspläne für das Generalshotel in Schönefeld
„Es ist völlig unverständlich, dass einerseits ein Ideenwettbewerb für das Areal von Terminal 5 des BER erfolgt, andererseits am Abriss des Generalshotels im direkten Vorfeld festgehalten wird“, so Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Chance für eine Neubewertung der Erhaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten eines außergewöhnlichen Denkmals deutscher Geschichte werde bewusst vertan. Nach der Entscheidung, den provisorischen Standort des Regierungsflughafens beizubehalten und auszubauen, erfolgen in den nächsten Jahren Neuplanungen für die notwendigen Bauten und Flächen der Flugbereitschaft. Dabei könnten und müssten auch alternative und ebenso funktionale Standorte für die Flugzeugparkplätze in der Abwägung der Belange des Denkmalschutzes neu erwogen werden. Bereits im Planfeststellungsbeschluss von 2011 wurde den Denkmalschutzbelangen von der Planfeststellungsbehörde „erhebliches Gewicht“ beigemessen. Die Abrisspläne zeugen nicht von gelerntem nachhaltigem Umgang mit Ressourcen. Die strikte Verweigerung des geforderten Abriss-Moratoriums für ein völlig intaktes Baudenkmal trotz der erfolgten und noch anstehenden Planungsänderungen mache ihn fassungslos, so Skudelny. Man solle den Mut für einen neuen Ansatz aufbringen und die vorhandene Zeit bis zum Umzug der Flugbereitschaft 2034 (!) nutzen, statt Fehlentwicklungen einfach weiter zu verfolgen. Antworten auf entsprechende Anschreiben der größten privaten Denkmalschutz-Stiftung in Deutschland an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und alle beteiligten Bundesminister waren noch nicht erfolgt, als der Sprecher der BIMA den Beginn des beschönigend „Rückbau“ titulierten Abrisses noch im September verkündete. Ministerpräsident Dietmar Woidke hat bereits darauf hingewiesen, der geplante Abriss “bewegt nicht nur Historiker und Denkmalschützer, er bewegt vor allem die Menschen in Brandenburg“. Die bundesweit tätige Deutsche Stiftung Denkmalschutz ergänzt hierzu: ... und weit darüber hinaus!
Zum Denkmal:
Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sog. Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949, noch vor Gründung der DDR, war der Bau fertiggestellt. Es handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz.
Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen.
Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.