Punktuelle Materialanalyse
Über den inneren Aufbau einer Wand, eines Pfeilers oder der Fundamente eines historischen Bauwerks kann eine Bohrkernentnahme Auskunft geben. Sie sollte aber nur ergänzend zu schonenderen, zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden in Erwägung gezogen werden oder wenn diese nicht in Betracht kommen. Denn eine Kernbohrung ist ein Eingriff in die Substanz des Denkmals.
Bei einer Kernbohrung entnimmt man gezielt eine Materialprobe aus dem Stein-Mörtel-Verband oder auch aus Beton. Ziel der Erkundungsbohrung ist es, einen Bohrkern zu gewinnen, um ihn zu untersuchen. Das spezielle Kernbohrgerät funktioniert wie eine mit Wasser gekühlte Bohrmaschine, aber der Bohrer ist innen hohl. Diese diamantenbesetzte, ringförmige „Bohrkrone“ dringt rotierend in die harten Materialschichten vor. Mittig bleibt ein runder Bohrkern erhalten. Dieser wird schließlich aus der Wand herausgezogen und kann, wie auch das Bohrloch selbst, untersucht werden.
Die gewonnene Materialprobe hat einen kreisförmigen Querschnitt und einen Durchmesser von meist 5-15 Zentimeter. Ihre maximale Länge hängt von der Dicke der durchbohrten Wand ab. Oft werden auch nur „Sackbohrungen“ gesetzt, die den Mauerquerschnitt nicht vollständig durchstoßen.
Eine labortechnische Untersuchung klärt die Zusammensetzung der Werkstoffe. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die baugeschichtliche Einordnung der verwendeten Materialien. Welche Art von Stein, Ziegel oder Mörtel wurde verwendet? Welche Körnung, welche Farbzuschlagsstoffe zeigt der Beton? Aber auch: Wie fest und tragfähig ist das Material? Über die Art der Konstruktionsweise einer Wand gibt eine Bohrkehrnentnahme nur begrenzt Informationen: dafür ist die entnommene Stichprobe zu klein.