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Depotfunde

Unverhoffte Zeugen der Vergangenheit

Grundsätzlich in jedem historischen Bauwerk, ob Schloss, Bürgerhaus, Kloster, Kirchturm oder Scheune, kann es solche Überraschungen geben: Hohlräume unter Dielen, in Deckenfüllungen, Zwischenböden, zwischen Dachsparren oder hinter Wandverkleidungen können sich Alltagsgegenstände verbergen. Historiker nennen solche Fundkomplexe „Depotfunde“. Sie bilden eine eigene, äußerst spannende Quellengattung und können hervorragend erhalten sein. Wenn ein Fund zu Tage tritt, ist zuallererst äußerste Sorgfalt geboten. Unbedachtes Ausräumen in Schatzgräbermanier zerstört wichtige Informationen über den Fundkontext. Wie und warum wurden die Dinge eingebracht? Was erzählen sie über ihre letzten Nutzer?

Mittelalterforscher unterscheiden verschiedene Kategorien. „Verlustobjekte“ können Nadeln, Spielkarten oder Münzen sein, die versehentlich durch Dielenritzen in den Hohlraum rutschten. Absichtlich als „Versteckfunde“ eingebracht wurde Verbotenes oder Kaputtes, das niemand sehen sollte. In „Verwahrfunden“ horteten die BewohnerInnen heimlich wertvolle Dinge. Wertvolles findet man meist vergraben im Keller oder in Fundamentnischen. Auch „Abwehrzauber“ und glückbringende „Bauopfer“, etwa Schuhe unter der Dachtraufe, sind belegt. Oft aber ging es schlicht um Wärmedämmung und Schallisolierung: Mit Papier und Füllstoffen aller Art wurden gern die Hohlräume um die beheizbare Stube ausgestopft. Zwischen Stroh und Holzabfall finden sich Briefumschläge, Schriftstücke, Zeitungen, Textilien. Oder es wurde einfach Müll entsorgt, etwa Spindeln oder Spielsachen. Sie bewahren wie eine Zeitkapsel wichtige Informationen über ihre einstigen Nutzer und über das Bauwerk, in dem sie überdauerten.

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