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Falllage

Was sich aus Herabgefallenem herauslesen lässt

Selbst aus einem eingestürzten Bauwerk oder den zerstörten Überresten eines Denkmals lassen sich noch viele Informationen herauslesen. Vernachlässigung, Witterungseinflüsse, militärische Konflikte, ein Brand oder gar eine Explosion können Ursache für einen ruinösen Zustand der Architektur sein. Je nach Ursache bleiben herabgefallene Bauteile genau an der Stelle liegen, wo sie unter Einwirkung der Schwerkraft landeten: „in Falllage“, wie es in der Fachsprache der Archäologen heißt. Die Gesetze der Schwerkraft wirken unerbittlich und lassen von daher auch Rückschlüsse darauf zu, wo sich die Fragmente einst befanden, wie sie angeordnet oder konstruktiv eingebunden waren. Bei archäologischen Ausgrabungen oder bei der Erforschung von Ruinen ist es deshalb entscheidend, den Fundzusammenhang oder die Falllage genau zu dokumentieren.

Umgestürzte Säulenreihen, die sich noch in Falllage befinden, ermöglichen es, auf ihre ursprüngliche Position und Funktion im Baukörper zu schließen. Hierdurch kann sogar manchmal ein Wiederaufbau erfolgen (fachsprachlich: Anastylose). Eine herabgefallene Kuppel oder ein eingestürztes Holzschindeldach geben immer noch die Art der Konstruktion zu erkennen. Eine in Sturzlage erhaltene Lehmziegelwand macht ersichtlich, wie die Wand ehemals aufgemauert war und gibt Auskunft über die Dimensionen des Bauwerks. Oft haben sich bei Denkmalen auch schmückende Elemente aus einer Fassade gelöst, wie Skulpturen, Reliefs oder Stuckzier. Auch hier kann der Fundort auf dem Grundstück ein Anhaltspunkt dafür sein, wie der ursprüngliche Zusammenhang vermutlich gewesen ist.

Dies gilt auch im kleineren Maßstab: herabgefallene, originale Putzfragmente am Fuße eines Wandstücks im Innenraum liefern Informationen über die authentische Farbgebung und Wandgestaltung des Interieurs. Aber eben nur, sofern sie sich noch in Falllage befinden.