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Farbzusammensetzungen

Pigmente und Bindemittel als Zeitspuren

Die äußerste Schicht eines Bauwerks ist seine „Haut“: ein schützender und schmückender Überzug. Sie ist häufig farbig gestaltet. Ihr Erscheinungsbild verrät je nach Epoche, Region und Funktion viel über das Denkmal ‒ aber ebenso über den Wandel von Geschmacksvorstellungen und Handwerkstechniken. Nicht nur die ästhetische Wirkung der Farben, sondern auch ihre Zusammensetzung aus Pigmenten und Bindemitteln ist eine unschätzbare Quelle historischen Wissens.

Vor Jahrhunderten waren bestimmte Materialien oft nur regional verfügbar oder für eine bestimmte Kunstlandschaft typisch. Ihr Nachweis ist für die Datierung wichtig. Beispielsweise verrät die Art der Bindemittel, wie etwa Kalk, Leim, trocknende Öle, zähflüssige Harze oder proteinbasierte Rezepturen mit Quark oder Ei einiges über die Entstehungszeit der Farben und ihren historischen Zusammenhang. Synthetische, also künstliche Farben kamen erst im 18. und 19. Jahrhundert auf, wie „Cobaltblau“ (1777) oder das sogenannte „Schweinfurter Grün“ (1805).

Um Aufschluss über die Farbzusammensetzung zu gewinnen, werden Proben des oft mehrschichtigen Farbaufbaus einer Wand oder beispielsweise einer farbig gefassten Tür entnommen. Es genügt eine winzige Menge, die labortechnisch, etwa mit dem Rasterelektronenmikroskop untersucht wird. Substanzschonend werden oftmals abgeblätterte oder schadhafte Stellen zur Probenentnahme genutzt.

Mittels chemischer Analysen erhält man Aufschluss über das Vorhandensein von mineralischen oder metallischen Bestandteilen, wie Blei, Eisen, Kupfer, Barium, Zink. Bleiweiß war beispielsweise schon in der Antike bekannt, Zinkweiß erst seit 1834.