Untersuchung von gespeicherter Magnetisierung
Ziegelbrennöfen, Meiler, Feuerstellen oder Keramik, die sich noch am Ort ihres Brennens befinden, können geophysikalisch datiert werden. Entscheidend dabei ist, dass das Material ‒ also etwa die Ofensteine, der geformte Ton oder der Ofenlehm ‒ seinerzeit auf mehrere hundert Grad Celsius erhitzt wurde. Dies hatte Auswirkung auf die magnetischen Eigenschaften der enthaltenen Inhaltsstoffe: Genau hier setzt dieses Verfahren zur Altersbestimmung an.
Physiker wissen, dass bestimmte Eisenverbindungen in gebrannten Erden beim Abkühlen (direkt nach dem Brennvorgang) eine gewisse Magnetisierung aus dem natürlich vorhandenen Magnetfeld der Erde aufnehmen. Diese so genannte „thermoremanente“ Magnetisierung bleibt danach in dem Ziegel oder Ofenlehm relativ stabil. Sie reagiert später nicht mehr auf Veränderungen ihres erdmagnetischen Umfelds. Außer es tritt eine erneute Erhitzung ein: Dann wird die alte, im Ziegel gespeicherte Magnetisierung zerstört.
Aus dem Vergleich der gespeicherten magnetischen Informationen und dem Zustand des Erdmagnetfelds in der vergangenen Zeit lässt sich der Zeitpunkt des Brennens ermitteln. Dabei spielt die Stärke und auch die Richtung des Magnetfelds eine Rolle. Das zu untersuchende Objekt darf daher nach seiner Entnahme nicht gedreht werden, oder es muss die Nordrichtung auf der Probe vor dem Transport ins Labor gekennzeichnet werden. Das Magnetfeld der Erde selbst ist ständiger Veränderung ausgesetzt. Es entsteht aufgrund der Erdrotation und dem geschmolzenen Eisen, das sich im Kern der Erde befindet. Verschiedene Faktoren wirken darauf ein. Die gemessene frühere Magnetfeld-Ausrichtung wird mit Vergleichskurven abgeglichen. Daraus lässt sich das Alter der Probe berechnen, in Deutschland oder Österreich bis auf etwa 100 Jahre genau. In vielen Regionen fehlen allerdings Vergleichsproben, was eine Analyse unmöglich macht.