Aus Messbildern Informationen gewinnen
Photogrammetrie bedeutet „Messen aus Lichtbildern“. Genau darum geht es: Das berührungslose Verfahren ermöglicht es, aus Fotografien Rückschlüsse auf die exakten Baumaße eines Denkmals zu ziehen.
Das präzise Vermessen eines Baudenkmals gehört traditionell zu den grundlegenden Strategien der Bauforschung. Denn nur wer die exakten Maße aller Bauteile kennt, kann das architektonische Gefüge als Ganzes und in seinen Elementen verstehen. Auf die Idee, dafür die Fotografie nutzbar zu machen, kam der junge Architekt Albrecht Meydenbauer (1834-1924), nachdem er 1858 bei der Vermessung des Doms von Wetzlar beinahe vom Turm gestürzt wäre. Entscheidend für ein maßhaltiges Abbild der Architektur ist die anschließende perspektivische Entzerrung der Fotografie.
Die technisch weiterentwickelte Photogrammetrie setzt heute Spezialkameras ein, um von mehreren Punkten aus speziell ausgerichtete, einander überlappende Aufnahmen zu machen. Dabei ist es notwendig, dass alle Gebäudeteile, auch Nischen, Balkone oder Vorsprünge, in mindestens zwei Aufnahmen sichtbar sein müssen. Nur so können räumlich auswertbare Daten gewonnen und digital verknüpft werden.
Die entstandenen Fotografien werden computergestützt und in 3D ausgewertet und müssen perspektivisch entzerrt werden. Das so erstellte, digitalisierte Aufmaß ist vektorbasiert und bis auf wenige Zentimeter genau. Aus den technisch exakten Daten können Bauforscher vielfältige Rückschlüsse ziehen: baukonstruktive und gestalterische Details werden sichtbar, Proportionen und gestalterische Qualitäten der Architektur lassen sich beurteilen.