Sparrenabstände

Was die Dachkonstruktion verrät

Wie ein Dach konstruiert ist, verrät viel über regional- und zeittypische Bauweisen. Besonders aussagekräftig sind die Abstände und Anzahl der Sparrenbalken. An ihnen lässt sich ablesen, mit welchem Material das Dach einst gedeckt war.

Die Dachdeckung bildet die äußere Haut, den Wetterschutzmantel eines Hauses. Unter ihrer Oberfläche verbirgt sich das Tragwerk, wie ein Skelett im Körper. Es kann ganz unterschiedlich konstruiert sein. Sparrendächer errichteten schon die Germanen. Sie bildeten bis ins 19. Jahrhundert eine weit verbreitete Bautradition. Ihr tragendes Element ist der Sparren, ein kräftiges Kantholz. Jeweils zwei Sparren ragen schräg nach oben zum Firstbalken auf und bilden ein Dreieck, indem sie sich gegeneinander stützen. Auf halber Höhe konnte ein waagerechter Querriegel (der Kehlbalken) zur Versteifung eingezogen werden. In der Regel wurden die älteren, gotischen Dächer noch steiler konstruiert als in späteren Epochen. Auch eine weiche Dachdeckung (mit beispielsweise Stroh oder Reet) benötigt einen größere Dachschräge, als ein schiefergedecktes Dach, um regensicher zu sein.

Aber wie weit dürfen die Sparren auseinanderstehen, ohne dass sie sich unter der Last der Dachdeckung durchbiegen und die Statik gefährden? Wenige Sparren, die mit größerem Abstand stehen, deuten in einem historischen Haus typischerweise auf eine leichte Dachdeckung, beispielsweise mit Reet, Stroh oder Holzschindeln hin. Dachziegel, Metall und Stein waren erheblich schwerer und erfordern eine stabilere Unterkonstruktion mit einer höheren Sparrenanzahl und Dichte. Eng stehende Sparren (vielleicht sogar ergänzt durch weitere Versteifungen und Stützen) legen nahe, dass die Zimmerleute eine Dacheindeckung aus schwerem Material im Sinn hatten.

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