Botanische Indizien zur Erstbepflanzung
Ein Garten oder Park ist ein lebendiges Denkmal – es verändert sich im Laufe der Zeit kontinuierlich. Pflanzen wachsen und vergehen, neue Blumen und Sträucher werden in den Boden gesetzt. Doch wie genau sah wohl die historische Original-Bepflanzung aus? Einen Hinweis darauf können sogenannte Stinsenpflanzen geben.
Dies sind Zierpflanzen, die eigentlich aus anderen Klimazonen stammen und oft schon vor langer Zeit durch den Menschen importiert und an einen neuen Ort angepflanzt wurden. Hierzulande haben sie sich außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete eingebürgert, ohne sich aber weiträumig auszubreiten. Sie bleiben ihrem Standort treu. Stinsenpflanzen sind überwiegend Zwiebel- und Knollengewächse. Erforscht werden sie von Botanikern, die sich auf historische Kulturpflanzenarten spezialisiert haben.
Stinsenpflanzen lassen sich vor allem im Frühjahr finden. Denn die meisten gehören zu den Frühblühern, wie beispielsweise der Nickende Milchstern (Ornithogalum nutans), die Wild-Tulpe (Tulipa sylvestris) oder der Crocus Neapolitanus. Während sie in ihren mediterranen Heimatregionen oft nur wenige Tage blühen, öffnen sich ihre Blüten im kühlen Mitteleuropa über mehrere Wochen. Auch in Pfarrgärten, auf Schlosshügeln, Stadtwällen oder ähnlichen Standorten lässt sich diese ortsfremde Flora entdecken.
Manchmal überdauern die Stinsenpflanzen über Jahrhunderte an ihrem Standort, sogar, wenn die gebaute Architektur längst verschwunden und die einstigen Wegeanlagen im Park überwuchert sind. Man nennt sie daher auch „Zeiger alter Gartenkultur“.