Treppenschnitte und Befundfenster

Mit dem Skalpell Einsichten gewinnen

Wenn sich Restauratoren mit scharfem Skalpell und äußerster Vorsicht Farbschicht für Farbschicht in die Vergangenheit vorarbeiten, entstehen Treppenschnitte und Befundfenster. Was sie an einem Türrahmen oder einem Wandstück freilegen, eröffnet tatsächlich ein Fenster in die Vergangenheit.

Die heutige Oberfläche eines Bauteils ist nur die jüngste Lage einer oft vielschichtigen Wandlungsgeschichte. Nicht selten liegen 5, 8, 12 oder mehr Schichten von Putz, Unterzeichnung, Farbe, Firnis und auch Schmutz übereinander. Um zu klären, wie sich die Farbfassung eines Innenraums oder einer Außenwand im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, werden punktuell Farbbefunde erstellt. Dazu suchen die Fachleute gezielt nach aussagekräftigen, aber möglichst unauffälligen Stellen, um stichprobenartig den Schichtenaufbau unter die Lupe zu nehmen.

Das eigentliche Befundfenster ist nur wenige Zentimeter groß und rechteckig umgrenzt. Nun wird eine Schichtentreppe angelegt: Von oben nach unten arbeitet man sich äußerst behutsam vor, wobei jeweils ein Stückchen jeder Farblage offen stehen bleibt. Zwischenliegende Schmutzschichten im Treppenschnitt können darauf hindeuten, dass eine Farbfassung längere Zeit der Witterung ausgesetzt war. Im Labor werden Ölgrundierungen, Bindemittel und Farbpigmente analysiert. Ihre Zusammensetzung und die Abfolge der Schichten kann Anhaltspunkte zur Datierung liefern. Eine sich wandelnde Nutzung, der Zeitgeschmack und die Bedürfnisse der Menschen zeigen sich im Farbgewand eines Denkmals und man kann mit dieser Untersuchungsmethode buchstäblich vertiefte Einblicke in die „Lebensgeschichte“ eines Bauwerks gewinnen.

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