Wann Burg Romrod genau gegründet wurde, ist unbekannt. Dendrochronologische Datierungen belegen, dass bereits um 1170 eine Burg bestand. Durch die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz 1996 beauftragten archäologischen Forschungen ergibt sich ein relativ klares Bild von der damaligen Anlage: Hinter einem Wassergraben erhob sich ein nahezu kreisrunder Befestigungsring mit einem Durchmesser von etwa 44 Metern. In der Mitte der Burg stand ein runder, massiver Bergfried, dessen Grundriss im heutigen Burghof gut erkennbar ist. Um ihn herum standen zunächst Fachwerkhäuser, die sukzessive abgerissen und durch Steingebäude ersetzt wurden. Hölzerne Entwässerungsleitungen, Knüppelwege und Flechtmatten dienten dazu, den stets von Überschwemmung bedrohten Hof betreten zu können.
Zwischen 1220 und 1240 genügte der Wohnkomfort dieser ersten Anlage den Herren von Romrod nicht mehr. Sie bauten einen repräsentativen Wohnturm, dessen Fassade mit Buckelquadern und gekuppelten romanischen Fenstern noch heute in der nordöstlichen Wehrmauer zu sehen ist. Aus der gleichen Bauperiode stammte auch der damalige steinerne Palas, von dem sich umfangreiche Teile im Herrenbau erhalten haben. Im 14. Jahrhundert erwarb der Landgraf von Hessen die Burg, die bis 1918 Eigentum der Darmstädter Linie blieb. Zum Schutz wohnten landgräfliche Burgmannen in Romrod, so dass schon wenige Jahre später, um 1408, die Burg zum Mittelpunkt und Verwaltungssitz des großen Streubesitzes in dieser Gegend geworden war. Dies förderte gleichzeitig die Entwicklung der Burgsiedlung „Rumerode" zu einer mittelalterlichen Ansiedlung. Die hessischen Landgrafen trafen sich dort zur Jagd. Der Vogelsberg, damals wie heute eines der wildreichsten Gebiete Deutschlands, war ein bevorzugtes Jagdrevier der Landesherrn. Was lag da näher, als die Burg in ein Jagdschloss zu verwandeln?
So wurde aus der Burg Romrod ein Jagdschloss der Landgrafen. Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg veranstaltete in Romrod große Jagdlager, lud zahlreiche Gäste ein und machte das Schloss zum Mittelpunkt vieler fürstlicher Jagden. Doch die alten Gebäude entsprachen nicht den Ansprüchen des Fürsten. 1578 begann ein groß angelegter Umbau der Burg. Mit den Maßnahmen beauftragte er mit Eberhard Baldewein einen bedeutendsten Renaissancebaumeister in Hessen. Aus dieser Zeit stammen eine große Anzahl von Fenster- und Türgewänden sowie weitere zahlreiche Architekturdetails. Trotz der vielen Umbauten blieb der mittelalterliche Burgcharakter immer erhalten.
Doch schon bald brachten Kriege und Pestepidemien Zerstörung und Armut nach Romrod. Noch in einem Brief von Landgraf Ludwig VI. von 1669 ist zu lesen, dass der Zustand des Schlosses sehr schlecht war, jedoch konnte das finanziell geschwächte Land nur die nötigsten Reparaturarbeiten erledigen lassen. Auch die Jagdleidenschaft der Landgrafen Ludwig VI. und Ludwig VIII. konnte keine Verbesserung bringen, denn nur rund vier Kilometer entfernt ließen sie 1721/22 ein neues barockes Jagdlager, das „Jägertal“, erbauen. Dort, und nicht mehr in Schloss Romrod, fanden nun die Jagdgesellschaften statt. So verwundert es nicht, dass das alte Jagdschloss seit 1769 nur noch als herrschaftlicher Fruchtspeicher und Amtssitz genutzt wurde. Aus seinem langen Dornröschenschlaf erweckte Großherzog Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt und bei Rhein das Schloss erst Ende des 19. Jahrhunderts. Er machte es zu einem bevorzugten Sommeraufenthalt und begann 1879 mit einer umfangreichen Renovierung. Noch heute wird der Gesamteindruck maßgeblich von diesen Umbauten im Stil des Historismus bestimmt. Davon zeugen Dächer und Fachwerkaufsätze sowie Holzvertäfelungen und Decken im Innern. Im November 1885 waren die Umbauarbeiten beendet und die großherzogliche Familie besuchten viele berühmte Gäste, darunter die russische Zarenfamilie oder später auch der heutige Ehemann von Königin Elisabeth II. von England.
1918 ging Schloss Romrod ins Eigentum des Landes Hessen über. Große Bedeutung erlangte es jedoch nicht mehr. So begann der langsame Verfall der einstmals prächtigen Anlage. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlingsfamilien einquartiert. Nach ihrem Auszug fand sich keine neue Nutzung für die Anlage, die daraufhin fast 30 Jahre leer stand und während dieser Zeit immer weiter verfiel.
1996 machte Schloss Romrod von außen gesehen mit seinem verwilderten Schlosspark einen fast romantischen Eindruck. Doch bei näherer Betrachtung zeigten die zerstörten Fenster und der abbröckelnde Putz, dass der Bau im Innern zu einer Ruine verkam. Auf der Wehrmauer wuchsen Bäume, deren Wurzeln die Bruchsteine langsam auseinander drückten, Efeu zwängte sich in die ausgewaschenen Fugen der Fassaden, so dass sich
einzelne Steine bereits aus dem Verband lösten. Tiefe Risse am Küchenbau und am Kanzleiturm zeigten, dass sich die massiven Mauern bewegten und die einzelnen Gebäude einzustürzen drohten. Feuchtigkeit aus alten Wasserleitungen drang ständig in das alte Mauerwerk ein. Decken und Fachwerkwände waren unter ihrem eigenen Gewicht zusammengebrochen und überall bröckelte alter Putz ab. Die reichen Holzeinbauten, die den Glanz der großherzoglichen Anlage ahnen ließen, lösten sich aus ihren Verankerungen und Reste des alten Parketts beulten sich unter der Feuchtigkeit aus.